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Einen ungewöhnlichen Fall einer Restitution von NS-Raubgut gibt es dieser Tage beim Naturhistorischen Museum Wien (NHM). Das NHM gab eine Kiste mit Weichtierschalen an das Stift Göttweig zurück. Die Objekte waren ab dem 19. Jahrhundert im niederösterreichischen Benediktinerstift aufbewahrt worden und 1941 über Umwege ins Museum in der Bundeshauptstadt gelangt.
Hintergrund ist die zwangsweise NS-Verwaltung, unter die man das Stift 1939 gestellt hatte. Ab 1940 waren Liegenschaften, Gemälde und Mobiliar - darunter auch naturkundliche Sammlungen - an verschiedene Institutionen verteilt worden. Die in einer Kiste aufbewahrten Conchilien gingen zunächst an die Stadt Krems, via Museum des Reichsgaues Niederdonau in Wien kamen sie schließlich im NHM an. Rückstellungsbemühungen des Stiftes nach 1945 blieben erfolglos.
Immerhin: Im Fall der Schnecken ist die Irrfahrt der enteigneten Besitztümer nun zu Ende gegangen. Wohl ein symbolischer Schritt, hält sich der Wert der Sammlung doch in überschaubaren Grenzen. Von den Nazis enteignet worden war auch eine 53 Faszikel umfassende Sammlung konservierter Pflanzenbelege (Herbar). Diese sind jedoch trotz Bemühungen des Museums "vorerst nicht auffindbar". Das kann in einem großen Museum mit Millionen von Sammlungsobjekten schon einmal passieren. Derartige Blätter bewegen sich ja meist noch langsamer als Schnecken, da kann es schon einmal länger dauern.