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Die MA 35 eröffnet ein neues Zentrum für EWR-Bürger.
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Wien. 26 Minuten. Darauf ist Werner Sedlak stolz. So lange brauchen seine Mitarbeiter, um Ausländer in dem neuen Zentrum in der Arndtstraße 65 im 12. Bezirk abzufertigen. Sedlak ist Leiter der MA 35, der Behörde für Einwanderung, Staatsbürgerschaft und Standesamt. Immer wieder steht die Einwanderungsbehörde im Blickpunkt der Kritik. Betroffene beklagen zu lange Wartezeiten, schroffe Beamte und undurchsichtige Verfahren. Mit dem neuen Zentrum in Meidling soll sich das nun ändern. Seit vergangenem Freitag können sich EWR-Bürger - EU, Island, Norwegen und Liechtenstein - und Schweizer im neuen Zentrum in der Arndtstraße ihre Anmeldebescheinigung abholen. Und das in 26 Minuten.
Groß war der Andrang am ersten Tag. 257 Menschen sind gekommen, 80 wurden noch am selben Tag abgefertigt. Viele Antragsteller haben sich anfangs verlaufen und landeten im Erdgeschoß im geriatrischen Tageszentrum Anton Benya, wo sie von Karten spielenden Großmüttern empfangen wurden. Fünf Tage später hat man große orangenfarbene Schilder mit dem Hinweis MA 35 im ersten Stock angebracht. Nach einem "One-Stop-Shop"-Prozedere sollen die Kunden betreut werden: Nummer ziehen, Formular ausfüllen, anmelden, bezahlen, Bescheinigung abholen, fertig.
Medienwirksam wird das Prozedere für Journalisten unmittelbar nach der Eröffnung des Zentrums inszeniert. 23 Mitarbeiter werden das neue Zentrum betreuen. Sie wirken erleichtert. "Du gehst mit einem Gefühl nach Hause, dass du etwas geleistet hast", sagt eine Mitarbeiterin. Außerdem soll es im Zentrum in Meidling viel entspannter sein als in der Zentrale in der Dresdnerstraße im 20. Bezirk, wo das Gros der Anträge von 140 Personen bearbeitet wird.
Pro Jahr sind die Beamten der MA 35 mit 40.000 Verfahren von EWR-Bürgern konfrontiert. Bei den Drittstaatsangehörigen sind es doppelt so viele. Die meisten stammen hier aus Serbien und der Türkei. Sie werden weiterhin nach Brigittenau pilgern müssen. Kritiker sehen darin eine Zweiklassen-Abfertigung. "Es ist keineswegs gedacht, dass die EWR-Bürger eine Sonderbehandlung erfahren", sagt MA-35-Chef Sedlak, "Es hat sich von den Räumlichkeiten angeboten, dass wir das Zentrum hier machen. Das soll nicht heißen, dass wir die Drittstaatsangehörigen weniger servicieren wollen. Wir brauchen die frei werdenden Kapazitäten in der Dresdnerstraße, um ihnen diesen Service bieten zu können." Seit der Eröffnung des neuen Zentrums sollen die Mitarbeiter bereits eine zunehmende Entlastung gespürt haben, so Sedlak.
"Wir schikanieren niemanden"
Für kürzere Wartezeiten und effizientere Verfahren für alle, plädiert die zuständige Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ). Sie gibt aber zu bedenken, dass das "One-Stop-Shop"-Prinzip des neuen Zentrums bei Drittstaatsangehörigen nicht angewendet werden kann, da jene Menschen dazu verpflichtet seien, mindestens zweimal persönlich in die MA 35 zu kommen. So will es das Bundesgesetz und die Aufgabe der Behörde sei es, jene zu vollziehen. "Wir schikanieren niemanden und sagen: Du musst zweimal hierher kommen", sagt Frauenberger. "Wir machen die Regeln nicht." Doch auch in der Dresdnerstraße arbeitet man an Verbesserungen, wie beispielsweise die Gestaltung der Warteräume.