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Schneller, weiter, höher - diese Zielsetzungen sind so alt wie die Menschheit. Sich in einen Wettstreit mit anderen zu begeben ist ein Trieb, dem viele nachgeben. Wenn auch oft unbewusst. Mit Kunst haben solche Versuche selten etwas zu tun. Eher mit Sport. Zu diesem ist so manches Virtuosentum durchaus zu zählen.
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Der japanische Pianist Yukio Yokoyama nimmt es doppelt ernst und tritt nun gegen sich selbst an: Er will seinen Rekord des längsten Chopin-Konzerts brechen. 212 Klavier-Werke, die zusammen 18 Stunden dauern, stehen im Mai auf seinem Konzert-Programm in Tokyo. Yokoyama hat schon einen Guinness-Rekord für die größte Zahl an Stücken, die von einem Künstler innerhalb von 24 Stunden gespielt wurden - mit 166 Chopin-Werken in 16 Stunden aufgeführt. Na dann. Bemerkenswert ist vor allem die Tatsache, dass er ohne Noten antritt. Es geht ihm darum, "Chopin besser zu verstehen und ihn bei mehr und mehr Menschen bekannt zu machen". Würden wir gerne glauben.
Kunst und Rekord schließen einander meist seriöserweise aus. Über den schnellsten Geiger der Welt, David Garrett, schmunzelt so mancher Klassikliebhaber. Und die interpretatorische Tiefe eines Solisten kann nach 20 Stunden nicht mehr die beste sein. Vielleicht sollte sich Yokoyama eher auf ein "kurz, aber schmerzlos" konzentrieren. Denn bei Musik-Rekorden gilt meist die Losung: Wer schneller spielt, ist länger still. Ein kleiner Trost.