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Schnellschüsse helfen niemandem

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Da hat man geglaubt, nach dem Hoeneß- und vor dem Ecclestone-Prozess sei einmal Verschnaufpause in Sachen sportlicher Prozessbeobachtung angesagt - doch weit gefehlt. Inzwischen muss sich auch die österreichische Justiz neben der Wettbetrugs-Causa, in deren Zuge Dominique Taboga Privatkonkurs anmelden musste, mit weiteren, freilich anders gelagerten, Fällen aus dem Sport herumschlagen: Zum einen reichte Herbert Dvoracek, Präsident des Fußball-Klubs Vienna, wegen eines Fehlpfiffs von Schiedsrichter René Eisner beim 1:1 gegen Liefering Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft ein, zum anderen wurden die Linzer Eishockey-Spieler vor dem Viertelfinal-Play-off in Znaim von der Polizei empfangen.

Die Vorwürfe sind massiv: Dvoracek bringt Eisner in Manipulationsverdacht, der tschechische Eishockey-Klub bezichtigt die Linzer der absichtlichen Körperverletzung. Freilich: So gern sich der Sport auch seine eigenen Regeln macht, er spielt sich nun einmal nicht in einem gesellschaftlichen und juristischen Vakuum ab. Dennoch hat es schon seinen Sinn, dass sich im Normalfall zuerst die eigenen Gremien mit tatsächlichen und vermeintlichen Verstößen befassen sollten. Sie können die Sachlage jenseits der hochkochenden Emotionen prüfen und - wenn nötig - weitere Maßnahmen einleiten. Dass aber Schiedsrichter schon mit der Angst, bei einem Fehlpfiff vor dem Kadi zu landen, in ein Match gehen müssen, dass Sportler zuerst einmal von der Polizei ausgefragt werden, kann nicht im Sinne aller Beteiligten sein. Dann führt sich der Sport selbst ad absurdum.