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Am vergangenen Wochenende gratulierten die Waldviertler der Thayatalbahn zum 100. Geburtstag. Durch grenzüberschreitende Bemühungen könnte der schon fast stillgelegten Zugstrecke ein neuer Frühling blühen.
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Tatsächlich, im Jahr 1903 fuhr der erste Dampfzug von Waidhofen über die Orte Thaya, Dobersberg und Waldkirchen bis ins mährische Zlabings. Allerdings wurde bald nach dem
2. Weltkrieg die Verbindung zwischen dem österreichischen Grenzort Fratres und dem tschechischen Grenzort Slavonice, dem ehemaligen Zlabings, gekappt. Dann trug man in der Phase des "Kalten Krieges" die Schienen im Niemandsland ab, so dass eine Lücke von etwa einem Kilometer entstand. Zudem wurde der verbliebene österreichische Ast mehrmals abgeschnitten - im Moment fahren die Personenzüge nur noch von Schwarzenau bis Waidhofen, die Güterzüge immerhin noch bis Waldkirchen.
Zum 100. Geburtstag zeigten sowohl auf dem österreichischen als auch auf dem tschechischen Ast historische Dampflokomotiven ihre Stärken. Die historische Lücke zwischen Waldkirchen und Slavonice wurde mit Autobussen geschlossen. Im Festzelt zu Waldkirchen verbreiteten die Redner Optimismus: Bald könnten neue Züge über die Grenze sausen.
Dem war nicht immer so. Bald nach dem Fall der Grenze forcierten sowohl die Eisenbahner als auch die lokalen Politiker diesseits und jenseits der Grenze den Neubau der Strecke. Auch einer Förderung durch das Brüsseler Interreg-Programm stand nichts im Wege. Von tschechischer Seite gab es den mit Kostenvoranschlägen untermauerten Versuch, die Strecke in Eigenregie herzzustellen und zu betreiben. Auf österreichischer Seite bemühten sich die Proponenten des Vereins "Neue Thayatalbahn".
Doch die Österreichischen Bundesbahnen reihten das Projekt nicht in die oberen Prioritätsstufen ein. Die Thayatalbahn schien schon auf dem Abstellgleis zu landen, im Zuge des Scheiterns plante der Verein die Aufstellung eines "Mahnmals für verfehlte Verkehrspolitik".
Doch nun sind die Weichen anders gestellt: Land und Bund sicherten die Finanzierung der Planung zu. Bei einer Ausschreibung für Bau und Betrieb dieser Strecke gäbe es mit dem internationalen Konzern Connex einen ernsthaften Bewerber, der mehrmals sein Interesse deponiert hat. Und zudem könnte der Neubau der Strecke noch immer aus den Interreg-Töpfen mitfinanziert werden.
"Wenn alles gut geht", so der Obmann des Vereins "Neue Thayatalbahn", Egon Schmidt, "dann werden in zwei bis drei Jahren sogar Schnellzüge von Schwarzenau nach Slavonice rauschen".