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Schnittstelle zum Selbstvertrauen

Von Barbara Ottawa

Wissen

"Wir müssen zunächst eine Vertrauensbasis schaffen", erläuterte Projektleiter Gernot Reinthaler bei einem Tag der offenen Tür der Wiener "Support"-Beratungsstelle den schwierigen Start des umfangreichen Projektes. Zunächst müsse man sowohl den potentiellen Klienten als auch anderen Organisationen, die mit Behinderten zu tun haben, das Projekt erläutern und näher bringen. "Support" wurde vom Österreichischen Zivilinvalidenverband (ÖZIV) ins Leben gerufen und will im gesamten Bundesgebiet versuchen, Menschen mit einer Behinderung den Weg zu mehr Selbstvertrauen und einem möglichen Arbeitseinstieg zu zeigen. Gesponsort wird "Support" vom Sozialministerium aus der Behindertenmilliarde.


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Vor allem bei Menschen mit Behinderung können diverse Probleme oft das Selbstvertrauen schwächen. Sie werden unsicher, können ihre Fähigkeiten nicht erkennen und einschätzen und somit wird es schwierig eine passende Arbeitsstelle zu finden oder sich an einem Arbeitsplatz wohl zu fühlen. "Fähigkeiten werden oft durch die Behinderung verdeckt", formulierte ÖZIV-Direktor Horst Voget vor kurzem bei der Verleihung der Coaching-Zertifikate an die Supporter. (Die "Wiener Zeitung" berichtete.)

Der ÖZIV hat nun das Projekt "Support" gestartet, das Menschen mit körperlicher Behinderung helfen soll, ihr Selbstvertrauen zu stärken und sie "job-ready" zu machen. "Bereits sein zu Arbeiten, einen Beruf ausüben wollen, das sind die Zauberworte, die Ziele unseres Projektes", erläutert Gernot Reinthaler, Leiter von "Support" im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Österreichweit stehen über 20 Supporter als Coaches zur Verfügung. (Die Adressen der "Support"-Beratungsstellen finden Sie unten.) Die Berater sind selbst behindert und haben eine viermonatige Ausbildung absolviert, die sie als "Support"-Coach qualifiziert. "Die Überlegung war, dass Menschen mit Behinderung die Bedürfnisse von anderen Behinderten besser erkennen können", erläutert Doris Konrad, zusammen mit Karin Wallner Supporterin in der Beratungsstelle in Wien.

Das Training umfasste neben einer Einführung in rechtliche und soziale Fragen auch einen fünfwöchigen Coaching Lehrgang bei dem die TeilnehmerInnen zuerst lernen, mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen und ihre Fähigkeiten zu erkennen. Nun können sie das anderen vermitteln und ihre Klienten mit Selbstvertrauen zu mehr Eigenständigkeit führen.

Keine Jobvermittlung aber Kooperation gesucht

In den 18 Beratungsstellen in ganz Österreich können sich Behinderte auch über rechtliche und soziale Fragen wie etwa die steuerliche Absetzbarkeit von Hilfsmitteln, soziale Unterstützungen und den Arbeitsmarkt im allgemeinen informieren.

"Wir sind aber keine Jobvermittlung", stellte Konrad beim Tag der offenen Tür in der Beratungsstelle in Wien klar. "Wir bereiten die Menschen auf den Arbeitsmarkt vor oder helfen ihnen, ihren Arbeitsplatz zu behalten."

"Vor allem in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland konzentrieren wir uns vor allem auf den zentralen Coaching-Ansatz des Projekts", bestätigt Reinthaler auf Anfrage der "Wiener Zeitung". Es gebe gerade in dieser Region viele verschiedene Stellen, die sich mit Behinderten beschäftigen und Beratung anbieten. "Deshalb wollen wir unser Aufgabengebiet anderen Organisationen darstellen und suchen die Kooperation", so Reinthaler.

"Support"-Klienten, die das Coaching erfolgreich absolviert haben werden zum Beispiel an Jobvermittlungen weitergeleitet, ebenso würde sich Reinthaler wünschen, dass Jobvermittlungen und andere Organisationen Behinderte, denen das "Support"-Programm weiterhelfen könnte, an die Beratungsstellen weiterleiten. "Die meisten Kooperationen befinden sich erst im Aufbau. Zunächst müssen wir eine Vertrauensbasis schaffen und den Menschen unsere Arbeit näher bringen." Derzeit kooperiert Support unter anderem mit den Bundessozialämtern, dem Arbeitsmarktservice, dem Verein Balance, dem Österreichischen Hilfswerk für Taubblinde und hochgradig Hör- und Sehbehinderte (ÖHTB), der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft Rehabilitation (ÖAR), dem Institut zur beruflichen Integration - Arbeitsassistenz (IBI) und der Wiener MA 12.

"Wir suchen die Zusammenarbeit mit möglichst vielen Behinderteneinrichtungen, weil wir auch eine zielgenaue Vermittlung bieten wollen", erklärt Reinthaler. "Wenn jemand bei uns anruft, dem wir nicht direkt weiterhelfen können, wollen wir sie oder ihn an die richtige Stelle weitervermitteln können." In jedem Fall nehmen sich die Beratungsstellen Zeit zum Zuhören, damit sie richtig helfen können.

In den meisten Beratungsstellen gibt es neben den SupporterInnen auch noch jemanden, der für die Verwaltung zuständig ist, in Wien ist das Barbara Steinbauer. Die Zentrale Projektleitung ist neben dem Leiter selbst mit drei weiteren Personen besetzt: Nicole Scholz, zuständig für PR und Qualitätsmanagement, Birgit Büttner, die juristische Beraterin und Reinhard Leitner, der Reinthaler in der Verwaltung zur Seite steht.

Das "Support"-Angebot ist für die Klienten völlig kostenlos. "Für dieses Jahr ist die Finanzierung aus der Behindertenmilliarde vollkommen abgedeckt", so Reinthaler. Für nächsten Jahr werden Unterstützer gesucht.

http://support.oeziv.at