Der Osterhase wird heuer etwas weniger Süßigkeiten, dafür mehr Spielwaren verstecken als im vergangenen Jahr. Insgesamt werden in Österreich anlässlich Ostern ca. 188 Mill. Euro ausgegeben - 187 Mill. Euro waren es 2003. "Das Ostergeschäft ist für den Handel bedeutend. Geschenkt werden - wenig überraschend - Süßes und Eier", analysiert Peter Voithofer, Leiter der KMU-Forschung Austria. Die "Wiener Zeitung" hat sich bei Hasenherstellern und -vertreibern umgehört.
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"Wir sind sehr zufrieden" lautet einhellig die Antwort der Betriebe auf die Frage nach dem Geschäftsgang. So gingen unter anderem 12 Millionen Schokohasen des burgenländischen Familienbetriebs Hauswirth, 3 Millionen Milka-Schmunzelhasen (Kraft Foods), 250.000 Hasen der Firma Heindl und 6.000 fair gehandelte Bio-Schokohasen in diesem Jahr in den Verkauf.
"Unsere Hasen sind bereits ausverkauft", berichtete Mitte der Woche Andrea Reitinger von der Importorganisation für den fairen Handel EZA 3.Welt. Der Umsatz von österlichen Produkten ist laut Reitinger im Vergleich zu 2003 heuer um 20% gestiegen. Das Schweizer Unternehmen Chocolat Bernrain stellt die Hasen her, der Kakao stammt aus Bolivien, der Vollrohrzucker von den Philippinen.
"Unser Umsatzzuwachs im Filialbereich liegt bei rund 15%", hieß es seitens der Firma Heindl. Die Confiserie produziert ausschließlich im 23. Wiener Gemeindebezirk. Den Zuwachs erklärt sich Barbara Lindtner, zuständig für Marketing bei Heindl, mit einem "verstärken Qualitätsbewusstsein der Konsumenten". Paulus Stuller, Bundesinnungsmeister der Konditoren und Zuckerbäcker in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), bestätigt das: "Der Trend geht in Richtung gute Schokolade, besondere Sorten und Handwerk. Seit ungefähr drei Jahren entwickelt sich in Österreich eine Schokoladenkultur."
In den drei Schokoladefabriken in Wien, Niederösterreich und Oberösterreich des heimischen Unternehmens Manner erblicken nur vereinzelt Hasen das Licht der Welt. Mit den beliebten Glöckchen-Hasen des Schweizer Schokoherstellers Lindt einerseits und Diskontware andererseits kann Manner laut Marketingleiter Otto Wilhelm Riedl nicht mithalten. Deshalb gibt es bei Manner Gewohntes ("saisonalisierte Marken") in Osterverpackung wie etwa Schokobananen.
Ein Unternehmen, das überwiegend Diskont-Supermärkte beliefert, ist die Firma Hauswirth. "Es gibt einen ziemlichen Druck am Markt. Es wird in immer größeren Anlagen produziert und die Preise im Handel sind sehr schlecht", sagt Juniorchef Roman Hauswirth. Abgesehen davon liefert sich das Unternehmen derzeit einen Markenstreit mit dem Schweizer Produzenten Lindt & Sprüngli, der sich 2000 die Markenrechte für seinen Glöckchen-Hasen gesichert hatte. "Wir waren mit unserem Hasen mit rotem Mascherl viel früher da", erklärt Hauswirth. Das kümmert Lindt wenig und geht nun gerichtlich gegen die burgenländische Konkurrenz vor. Ärger hin oder her: "Osterhasensuchen hat in Österreich Tradition. Wenn die Leute nur Schokolade wollten, würden sie eine Tafel nehmen. Wir verkaufen das Kinderlächeln, das es gibt, wenn ein Hase gefunden wird", sagt Hauswirth.
Verkleideter Nikolaus?
Das hartnäckige Gerücht, übriggebliebene Häschen würden wieder eingeschmolzen und zu Nikolos (bzw. umgekehrt) verarbeitet, wiesen die Schokoladefabrikanten von sich: "Das müsste ja alles wieder händisch ausgepackt werden!" Manner spendet eigenen Angaben zu Folge Warenüberschuss an Hilfsorganisationen. Bleibt noch eines: Werden Osterhasen und Nikolos in dieselbe Form gegossen und ist nur die Verpackung eine andere? Auch hier herrscht Einstimmigkeit - Hauswirth bringt es auf den Punkt: "Hase bleibt Hase!"