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Cerberus & Co stecken das Kapital in Umbau der Bank. | Verkaufsreigen geht auch nächstes Jahr munter weiter. | Wien. Seit die Bawag unter dem Regiment der neuen Eigentümer rund um den US-Fonds Cerberus steht, läuft ein massiver Abverkauf ihres Familiensilbers. Zu Geld macht die einstige Gewerkschaftsbank alles, was nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört (und für ihre Neuausrichtung aus Sicht des "Höllenhundes" keinen strategischen Nutzen hat). Mittlerweile hat die Bawag von ihrer relativ langen Verkaufsliste den größten Teil "abgearbeitet". Unter dem Strich konnte sich die fünftgrößte Bank des Landes damit einen Gesamterlös von bisher rund 900 Mio. Euro sichern (siehe Grafik).
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Für die neuen Bawag-Aktionäre bedeutet dies, dass inzwischen ein gutes Viertel des Kaufpreises für die Bank (3,2 Mrd. Euro) wieder hereingespielt ist. Dieses Geld fließt jedoch nicht in Form von Sonderdividenden in die Taschen von Cerberus & Co, wie im Bawag-Konzern beteuert wird, sondern zum Großteil in den Umbau der Bank (und da vor allem in neue Vertriebsinitiativen, an denen gerade eifrig gefeilt wird). Neo-Bawag-Chef David Roberts betont denn auch: "Jeder Cent, der aus den Beteiligungsverkäufen fließt, bleibt in der Bank." Demnach brauchen die neuen Gesellschafter für die anstehenden Großprojekte, mit denen die Bawag zu einem lukrativen Investment gemacht werden soll, vorerst nicht nochmals in die eigenen Kassen greifen.
Die Verkaufswelle rollt
Dementiert wird auch, dass das umtriebige Investmenthaus Cerberus, das sich im vergangenen Sommer nach der Bawag den US-Autobauer Chrysler geschnappt hat, auf Grund der Kreditkrise akute Finanzierungsprobleme bei seinen Geschäften haben soll - und die Erlöse aus den Bawag-Beteiligungsverkäufen darum wie einen Bissen Brot brauche.
Der große Ausverkauf ist in der Bawag seit fast sieben Monaten im Gang. Eingeleitet wurde er zunächst mit dem Verkauf eines 51 Prozent-Anteils an der Bawag- und der PSK-Versicherung an den Bawag-Minderheitsaktionär Generali, der dem Vernehmen nach um die 100 Mio. Euro dafür berappt haben soll. Anschließend folgte der Verkauf der 42,4-prozentigen Anteils am defizitären Wiener Fernsehsender ATV an den deutschen Medien-Unternehmer und ATV-Mehrheitseigentümer Herbert Kloiber - für kolportierte rund zehn Mio. Euro. Kurze Zeit später - im November - gab die Bawag bekannt, ihr Lotterien-Paket (36 Prozent) an die Casinos Austria zu veräußern. Hier ist in Medien von einem Erlös von rund 330 Mio. Euro die Rede.
Den Verkauf ihres ersten Immobilien-Pakets, das insgesamt 15 Top-Objekte umfasst (darunter auch die Bawag-Zentrale in der Wiener Innenstadt), hat das Bankinstitut erst vor knapp zwei Wochen besiegelt. Den Zuschlag hat der Tiroler Immobilieninvestor René Benko bekommen, er hat angeblich rund 450 Mio. Euro in die Hand genommen. De facto in trockenen Tüchern ist auch der Verkauf der renommierten, aber defizitären Klaviermanufaktur Bösendorfer an Yamaha - er soll rund 15 Mio. Euro Erlös bringen.
Zwei Milliarden Erlös?
Nächstes Jahr geht der Verkaufsreigen munter weiter. Nachdem im Oktober der Verkauf der Ostbankentöchter, der tschechischen Bawag Bank CZ und der slowakischen Istrobanka, eingeleitet wurde, folgen wahrscheinlich im ersten Quartal 2008 der Verkauf eines weiteren Immobilien-Pakets und der Verkauf der Schuhhandelskette Stiefelkönig.
Auch der bis zu 180 Mio. Euro schwere 10 Prozent-Anteil an der Ungarn-Bank MKB steht auf dem Prüfstand. Finanzkreisen zufolge könnten sich die BawagBeteiligungsverkäufe am Ende des Tages auf bis zu zwei Mrd. Euro summieren.