Die Geschichte von Parasiten lässt auf die Evolution von Vögeln und Säugetieren schließen. | Frankfurt. Sorgfältig putzt ein Dinosaurier sein Gefieder. Solche Bilder von friedfertigen Riesenechsen kommen der Realität vielleicht näher, als manche Schilderungen blutrünstiger Bestien in Unterhaltungsmedien. Denn zumindest einige Dinos hatten genau wie die heute lebenden Vögel ein wärmendes Federkleid. Und darin könnten sich leicht Läuse versteckt haben.
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Kevin Johnson von der Universität im US-Bundesstaat Illinois und sein Team zeigen in "Biology Letters" jedenfalls, dass die Entwicklung dieser Parasiten bis in das Zeitalter der Dinosaurier zurückreicht.
Die Forscher interessieren sich für die Entwicklungsgeschichte der Läuse vor allem, weil sie damit Licht auf die Evolution von Vögeln und Säugetieren werfen können. "Es gibt nur wenige Fossilien der modernen Gruppen der beiden Tierklassen, die älter sind als 50 Millionen Jahre", erklärt der Ornithologe Gerald Mayr vom Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt. Diese Überreste aber ähneln den heute lebenden Tieren kaum. Das legt einen Zusammenhang mit dem Aussterben der Dinosaurier nahe: Als vor 65 Millionen Jahren ein riesiger Meteorit in den heutigen Golf von Mexiko donnerte, löschten die Folgen nicht nur die Riesenechsen, sondern auch andere Tier- und Pflanzengruppen aus. Dadurch gab es wenig Konkurrenz und viele Entfaltungsmöglichkeiten für die wenigen Arten von Vögeln und Säugetieren, die den Einschlag überlebt hatten. Bald entwickelten sich in beiden Tierklassen die modernen Gruppen.
Ein anderes Bild zeichnen Molekularbiologen, die das Erbgut von Säugetieren und Vögeln analysieren. Aus der Zahl der Veränderungen berechnen sie, wann verschiedene Tiergruppen entstanden sind. Demnach lebten viele der heutigen Gruppen schon Jahrmillionen vor dem Einschlag des Meteoriten auf der Erde. Damit gibt es bei der Frage nach dem Alter der modernen Säugetiere und Vögel also ein Patt.
Wichtige Evolutionshinweise
Läuse wiederum könnten einen wichtigen Hinweis auf die Richtung geben, in die sich die Waagschale am Ende neigen wird, vermutet Johnson: Die Insekten passen sich an ihren Wirt an, von dessen Haaren, Federn oder Hautschuppen sie sich ernähren. Einige haben Rillen am Hinterkopf, in die ein Haar eines Erdhörnchens perfekt passt. Damit können sich die Parasiten ideal an diesen Nagetieren festhalten. Andere Läuse haben eine längliche Körperform, die zwischen die winzigen Widerhaken in den Schwungfedern der Flügel bestimmter Vogelarten passt. Verändern sich Haare von Erdhörnchen oder Vogelfedern, müssen sich Läuse anpassen.
Diese Anpassung funktioniert schon sehr lange, beweisen zwei Fossilien von Läusen, von denen eine 44 und die andere rund 100 Millionen Jahre alt ist. Ihr Stammbaum kann wichtige Hinweise zur Evolution ihrer Wirte geben. Johnson und seine Kollegen haben daher das Erbgut von 69 Läuse-Linien analysiert, die heute leben. Das Ergebnis lässt die Waagschale zur langen Entwicklungsgeschichte hin ausschlagen: Die großen Läusegruppen entstanden deutlich vor dem Meteoritentreffer, der die Dinosaurier von der Erde wischte. Da wenig dagegen spricht, dass sich die Läuse auch damals gut an ihren Wirt angepasst haben, könnten sich also auch die großen Gruppen der Säugetiere und Vögel so früh entwickelt haben.