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Schon die Kleinsten sollen kaufen

Von Bernhard Baumgartner

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Der Kindersender Super RTL hat Grund zur Freude, wie uns das Management mitteilt. Die Erlöse des Jahres 2011 sind stark gewachsen. Der Sender, der in der Regel von rund einem Viertel der deutschsprachigen Kinder gesehen wird, nahm 2011 immerhin 280 Millionen Euro ein - eine Steigerung um 20 Millionen Euro zum Vorjahr. Nun sei es dem Management unbenommen, sich zu freuen - vielleicht wird ja sogar ein schöner Bonus fällig. Doch der Rest der Öffentlichkeit darf hinfragen: Womit macht der Sender sein Geld? Natürlich zum Gutteil mit Werbung, die in üppiger Menge zwischen dem Kinderprogramm verteilt wird. Dass diese Werbung besonders penetrant ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden. Schließlich gibt es kaum Werbung, die so oft und in so starker Frequenz wiederholt wird wie im Kinderprogramm. Und zwar offenbar deshalb, um schon in den Köpfen der ganz Kleinen ein Markenbewusstsein zu etablieren. Ein besonders lohnendes Investment: Schließlich kann man, wenn man es richtig macht, die nächsten 80 Jahre gut davon leben.

Was allerdings auch gefördert wird, und da kann der einzelne Werbekunde nichts dafür, ist der Hang zum Konsumismus. Das Einimpfen von Bedürfnissen, die man ohne Werbung nicht hätte. Die Mechanismen der konsumorientierten Welt würden nicht so gut funktionieren, würde man sie nicht schon den Kleinsten einimpfen. Es ist also nicht das singuläre Ereignis, sondern der generelle Lerneffekt, der Werbung im Kindesalter, die ja etwa in der Schule verboten sein sollte, so bedenklich macht. Dennoch lässt man sie zu. Warum eigentlich?