Zum Hauptinhalt springen

Schon in der Steinzeit gab es Haarausfall

Von WZ Online / Malcolm Ritter (apn)

Wissen

New York. Er lebte vor 4.000 Jahren auf Grönland, hatte braune Augen und dunkles, dichtes Haar. Seine Haut war dunkler als die der meisten Europäer. Er hatte die Blutgruppe A positiv. Dem Mann aus grauer Vorzeit drohte eine Glatze, dafür war er aber gut an ein Leben in der Kälte angepasst.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Dänische Forscher haben erstmals das Erbgut eines 4.000 Jahre alten Menschen entschlüsselt. Über ihre Forschung berichten sie in der neuesten Ausgabe des Fachmagazins "Nature".

So fanden die Wissenschafter heraus, dass der Mann dem Volk der Saqqaq angehörte - die früheste Kultur auf Grönland. Die DNA-Analyse deutet darauf hin, dass die Vorfahren dieses Volkes vor rund 5.500 Jahren aus Sibirien einwanderten. Warum und wie sie nach Grönland kamen, ist unbekannt, wie Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen und einer der Autoren der Studie, erklärte. Die Untersuchung zeige aber, dass die Saddaq keine direkten Vorfahren der heutigen Inuit (Eskimos) oder Indianer sind.

Die Forscher gaben dem Mann den Namen "Inuk", das grönländische Wort für "Mensch" oder "Mann". Das untersuchte Erbmaterial stammt vom Haar des Mannes, dessen Leiche 1986 an der grönländischen Westküste nördlich des Polarkreises entdeckt wurde. Die Jahrtausende im Eis haben bei der Bewahrung von "Inuks" genetischem Material geholfen. Die meisten bisher untersuchten DNA-Proben von Menschen aus prähistorischen Zeiten stammen aus wärmeren Teilen der Welt und sind weniger gut erhalten.

Willerslev glaubt, dass eine ganze Reihe von jahrtausendealten Haarproben aus der ganzen Welt, beispielsweise von südamerikanischen Mumien, wissenschaftlich verwertbar sind. "Ich würde zwar nicht sagen, dass es Routine wird", erklärte der Biologie-Professor. "Ich denke aber, dass wir das in den kommenden fünf Jahren öfters erleben werden."

In den vergangenen Jahren haben Wissenschafter Teile des Erbguts von weit älteren Lebewesen entschlüsselt. Zu ihren Forschungsobjekten gehörten beispielsweise zwei 18.000 beziehungsweise 58.000 Jahre alte Mammuts. Mit Hilfe der DNA von drei verschiedenen Neandertalern, die vor etwa 40.000 Jahren lebten, wurde im vergangenen Jahr versucht, das Erbgut dieser Urmenschen zumindest ansatzweise zu entschlüsseln.