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Schon mehr als zwei Jahre Hausse in Wien

Von Werner Michael Szabó

Wirtschaft

Trotz des mittlerweile mehr als zwei Jahre dauernden Aufwärtstrends zeigen sich am Wiener Aktienmarkt noch immer keine Ermüdungserscheinungen. Der ATX kletterte in dieser Woche fast täglich auf ein neues historisches Hoch und legte damit seit Jahresbeginn bereits um fast 50% zu.


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Eine ähnlich starke Entwicklung verzeichnete der Wiener Aktienmarkt zuletzt 1993 mit einer Jahresperformance von 51%.

Wien hat sich in dieser Woche einmal mehr von den internationalen Börsen abgekoppelt, die keine klare Richtung zeigten. Der zum Stillstand gekommene Ölpreisrückgang, die Euro/Dollar-Wechselkursentwicklung und das Fehlen amerikanischer Investoren, die ihren Thanksgiving Day feierten, waren die wesentlichen Faktoren, die keine Kaufstimmung aufkommen ließen. Marktbeobachter fürchten, dass im Falle eines weiteren Anstiegs des Euro die Jahresendrally an den Aktienmärkten heuer ausfallen könnte. Wien ist zum Glück anders und stößt - gestützt auf vielfach sehr gute Unternehmensergebnisse - in immer neue Dimensionen vor. Mit den steigenden Kursen sind auch die Umsätze kräftig gewachsen. Schätzungen zufolge dürften heuer die Aktienumsätze an der Wiener Börse etwa 36 Mrd. Euro erreichen und damit das bereits gute Jahr 2003 (19,3 Milliarden Euro) um rund 85% übertreffen. Nicht weniger als 18 Aktien verzeichneten in dieser Woche ein neues Jahreshoch bzw. ein neues historisches Hoch, darunter zehn Titel aus dem prime market.

Die Handelstätigkeit war in dieser Woche nicht mehr so lebhaft wie zuletzt, wobei das Ausbleiben der amerikanischen Investoren deutlich zum Ausdruck gekommen ist. Mit täglich etwa 150 Mio. Euro lagen die Tagesumsätze zwar etwas über dem Jahresdurchschnitt, aber deutlich unter den beiden Vorwochen.

Der ATX erhöhte sich diese Woche um 1,24% auf 2.277,51 Punkte und schloss damit nur unter dem neuen All-time-high von 2.289,38 Zählern. Der ViDX, der die wachstums- und technologieorientierten Werte abbildet, stieg sogar um 4,35% auf 1.218,03 Punkte. Und der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt verbesserte sich um 1,16% auf das neue Allzeithoch von 879,89 Punkte.

Im prime market zogen BWT (+15%), Head (+13,4%), Brain Force (+7,9%) und Mayr-Melnhof (+6,8%) kräftig an. Die Wassertechnik-Gruppe BWT profitierte offensichtlich von den guten Neunmonatszahlen und den Aussichten auf das Gesamtjahr 2004 mit einer Verdoppelung des Konzernergebnisses. BWT markierte damit ebenso ein neues Hoch wie Mayr-Melnhof, deren Gewinnschätzungen von den Analysten nach oben revidiert wurden. Der Kartonerzeuger steuert einem neuen Rekordjahr entgegen und wird möglicherweise auch die Dividende anheben.

Ohne neue Nachrichten kletterte auch Böhler-Uddeholm (+3,2%) auf ein neues historisches Hoch und schaffte seit Jahresbeginn bereits ein Plus von 66%. Freundlich präsentierten sich weiters JoWooD (+5,7%), Agrana (+4,9%), Investkredit (+4,3%), UNIQA (+3,6%) sowie BETandWIN.com und Palfinger (jeweils +3,2%).

Erste Bank (+2%) kletterte auf ein neues Allzeithoch, korrigierte danach aber wieder. Phantasie bekam wieder die Aktie der Telekom Austria aufgrund möglicher Verkaufsabsichten eines 17-%-Pakets der Verstaatlichten-Holding ÖIAG, doch gingen die zwischenzeitlich erzielten Kursgewinne wieder verloren.

Gehörig unter Druck gekommen ist hingegen Austrian Airlines (-10,2%) wegen ihrer Gewinnwarnung. Zu den wenigen Verlierern zählten auch UIAG (-2,1%) sowie Constantia Packaging und Rosenbauer (jeweils -2%). n

Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse".