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Schön schaut das nicht aus, wenn ein Dorf innerhalb einer einzigen Generation von einem landwirtschaftlich geprägten, ärmlichen Bauerndorf zu einem vor Geld krachenden inneralpinen In-Spot wird. Der Anblick von schnapstrinkenden und auf unverbindlichen Beischlaf spekulierenden Gästen ist nun einmal, auch wenn die Kamera dezent filmte, kein besonders einnehmender. Heidi Lackner führte "Am Schauplatz" Ischgl vor, dass die grelle Superlative, die sich schlaue Gebirgler einfallen lassen, um möglichst viele Skitouristen anzulocken, ebenso sehr der Wahrheit entsprechen, wie sie es nicht tun.
Ischgl liegt nach wie vor hinter den sieben Bergen im Paznauntal, Ischgl beherbergt nach wie vor Kühe, Schafe und Ischgler, die wissen, dass das, was sich im Winter dort abspielt, irgendwie verrückt ist. 1960 hatte Ischgl 700 Fremdbetten, nun sind es 10.000. Auf einen der rund 1.400 Ischgler kommen 7,1 Betten, da ist sein eigenes noch nicht mitgerechnet. Heute will der Gast in einem Tag Ski fahren lernen, schildert ein älterer Skilehrer das idiotische Treiben im Ort. "So schnell", fuhr er verschmitzt fort, "haben wir es auch nicht gelernt."
Die Nachrichtensendungen berichteten vom Selbstmord des Schriftstellers Franz Innerhofer. Wie intensiv der Kontakt des ORF mit den geistigen Schaffenden des Landes ist, lässt sich daran messen, dass die neuesten TV-Bilder von Franz Innerhofer von einer Preisverleihung mit LH a. D. Josef Krainer stammen. Das schaute auch nicht schön aus.