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Die Deutsche Telekom gibt den Versuch, ihre schwächelnde US-Mobilfunktochter an AT&T zu verkaufen, nicht auf - man wolle gemeinsam vor Gericht kämpfen, heißt es in Bonn. Rechtsexperten sehen aber nur geringe Chancen - sie rechnen im besten Fall mit einem Prozessmarathon, im Zuge dessen die beteiligten Unternehmen schließlich entscheiden dürften, dass das Spiel den Einsatz nicht wert ist.
Denn der Käufer wäre schon wieder AT&T. In den USA geht seit der Ankündigung des Deals die Angst um, dass AT&T den Rest der Branche an die Wand drücken könnte - wieder einmal. Denn bis zu seiner Zerschlagung in den 80er Jahren kontrollierte der Konzern den amerikanischen Telefonmarkt total. Und noch viel früher, in der Zwischenkriegszeit, war der damals größte Konzern der USA überhaupt Auslöser einer ersten scharfen Anti-Trust-Gesetzgebung.
Die Klage der US-Regierung sei keine Taktik, um AT&T zu großen Zugeständnissen zu bewegen - man wolle den Zusammenschluss tatsächlich verhindern. Die US-Regierung mache mit ihrer Klage gegen die Fusion der beiden US-Mobilfunkkonzerne ihre harte Haltung deutlich, sagte Jura-Professor Robert Lande von der Universität von Baltimore: "Das wird ihr Kartellrecht-Exempel." Die US-Administration befürchtet, dass bei einem Zusammenschluss der Nummer 4 mit der Nummer 2 der Wettbewerb auf dem US-Mobilfunkmarkt zu Ende geht.
Es wäre nicht das erste Mal, dass das Justizministerium eine große Übernahme im Telekomsektor zu Fall bringt. Im Jahr 1999 untersagte die Behörde die Fusion zwischen MCI und Sprint und zwei Jahre später den Zusammenschluss der beiden Satellitenfernsehanbieter EchoStar Communications und DirecTV.
Letzterer wurde von der Bundesrichterin Ellen Segal Huvelle gestoppt. Die seit 1999 amtierende Juristin nimmt sich nun auch die Manager von AT&T und der Telekom vor - der Fall wurde ihr zugeteilt.
Dass AT&T nach alter Größe strebt, ist so unwahrscheinlich nicht: Zusammen hätten AT&T und T-Mobile in den USA 131 Millionen Mobilfunk-Kunden - das sind gut 40 Prozent der gesamten Bevölkerung. Der derzeitige Marktführer Verizon Wireless zählt 104 Millionen Handy-Telefonierer.
AT&T hat ein ganzes Lobbyistenheer nach Washington geschickt, das Kartellwächter und Politiker doch noch überzeugen soll. Und das Kernargument ist nicht schlecht: Durch die Zusammenlegung der Handynetze der beiden Mobilfunker könnten Millionen Amerikaner endlich schnell im Internet surfen. In den USA ein gewichtiges Versprechen, da es außerhalb der großen Städte häufig nur einen Internet-Anbieter gibt. Die Preise sind dementsprechend hoch, die Verbindungen lahm. In dünn besiedelten Ecken des Riesenlandes gibt es überhaupt noch keine DSL- oder Kabel-Anschlüsse.