Vor 100 Jahren wurden Kunststoffe erfunden. Heute bestimmt der allgegenwärtige Werkstoff Plastik unser Leben - leider zunehmend auch als giftiger und unverrottbarer Müll. Arte widmete dem Problem am Dienstag einen Themenabend. Für die Dokumentation "Welt aus Plastik" begab sich der kanadische Filmer Ian Connacher drei Jahre lang rund um die Welt auf die Suche nach Quellen, Auswirkungen und Alternativen.
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Man sah erschütternde Bilder von Plastik-Strudeln so groß wie Deutschland, die in den Meeren treiben, etwa im Nordpazifik. Sonnenlicht und Reibung zerkleinern den Plastikmüll in winzige Partikel, die sich im Plankton ansammeln und damit von Vögeln und Fischen gefressen werden. In den Mägen toter Tiere fanden Wissenschafter große Mengen Plastik - und diverser darin enthaltener Gifte. Durch die Tiere gelangen diese auch in die menschliche Nahrungskette.
Allein in den USA werden pro Jahr rund 50 Milliarden Kilo Kunststoff hergestellt - aber nur fünf Prozent recycliert, der Rest landet in Deponien oder Meer. Wie Betreiber von Wiederverwertungsbetrieben beklagen, gibt es unzählige Plastik-Rezepturen, oft finden sich schon in einer Verpackung mehrere Arten, was eine Wiederverwertung unmöglich macht. Selbst wenn der Altstoff "rein" ist, wie die hierzulande massiv beworbenen PET-Flaschen, braucht man zur Erzeugung neuer Flaschen zwei Drittel Neu-Material.
Man sah auch Alternativen: Schwellen-Länder wie Indien, wo die Deponien überquellen, erlassen Plastik-Sackerl-Verbote. Es gibt auch längst (seit 1941) ungiftig verrottende Kunststoffe aus Mais oder Kartoffeln. Aber der Giftmüll-Strom wird wohl erst abreißen, wenn die Plastik-Rohstoffe Erdöl und Erdgas versiegen.