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Schont Klima und Börse zugleich

Von Herbert Hutar

Wirtschaft

Gemeinden suchen externe Partner für neue Heizanlagen. | Österreichweit 520 realisierte Projekte. | Wien.In den Kassen der meisten Gemeinden herrscht hoffnungslose Ebbe, Pflege- und andere Ausgaben lassen die Mittel für Investitionen auf null schrumpfen. Der jüngste Gemeindefinanzbericht hat das überdeutlich gezeigt.


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Wie also sollen wichtige Investitionen, zum Beispiel Energie- und CO2-sparende Bio-Heizkraftwerke finanziert werden? Man sucht sich einen externen Partner, der das Projekt errichtet, betreibt und für die Vorfinanzierung sorgt. Bekannt ist diese Art von Geschäft unter dem Namen "Energie-Contracting".

Jüngstes Beispiel: Ein Biomasseheizwerk in der niederösterreichischen Gemeinde St. Andrä-Wördern. Contracting-Partner der Gemeinde sind die Siemens AG Österreich für Bau und Betrieb sowie Raiffeisen-Leasing für die Finanzierung des 800.000-Euro-Projektes.

Einsparungen zahlen zuerst Investitionen ab

Parallel zur neuen Heizungsanlage werden die zu versorgenden Gebäude, wie Feuerwehrhaus, Volksschule und Kindergarten, thermisch saniert. Siemens garantiert für die versorgten Gebäude 20 Prozent Energieeinsparung und für 20 Jahre den Betrieb und die Wartung. Brennstoff ist Hackgut aus den Wäldern, es kommt von Landwirten aus der Region.

Dabei muss aber eines klar sein: Die Gemeinde braucht zwar nicht sofort die volle Investitionssumme aufzutreiben, die Energiespareffekte kommen den Gemeindefinanzen aber erst nach Jahren zugute. Denn zuvor müssen ja die Contracting-Partner bezahlt werden - zum Teil durch Einnahmen aus den Wärmetarifen, wenn zum Beispiel auch Wohn- oder Betriebsgebäude beheizt werden, die nicht der Gemeinde gehören. Sofort wirksam wird allerdings die Energieeinsparung und damit die Schonung der Umwelt.

Während die Gemeindeväter in St. Andrä-Wördern in Niederösterreich noch von einer Vorbildfunktion ihres Projektes sprechen, ist in der Steiermark bereits ein recht enges Netz von Contracting-Projekten geknüpft worden.

Besonders aktiv ist dabei die Regionalenergie Steiermark, Beratungsgesellschaft für Holzenergiesysteme, mit Sitz in Weiz in der Oststeiermark. Berater Robert Glettler skizziert das steirische Modell so: Ein Drittel der Investitionssumme zahlt die Gemeinde, ein Drittel entfällt auf öffentliche landwirtschaftliche Förderungen und ein Drittel treiben die Contracting-Partner auf. Das sind in diesen Fällen größtenteils Landwirte, die nicht nur den Brennstoff aus der Umgebung liefern, sondern auch über das nötige Know-how zum Betrieb der Anlage verfügen. Die Preise für die Heizung orientieren sich an den üblichen Fernwärmetarifen. Die Vertragsdauer wird meist mit 25 Jahren angesetzt.

In Gleisdorf in der Oststeiermark wurde kürzlich das 230. Projekt initiiert. Damit wird eine Gesamtleistung in der Steiermark von 26 Megawatt erreicht, und es werden Nettoinvestitionen von rund 20 Millionen Euro ausgelöst. Durch den jährlichen Einsatz von 76.000 Kubikmeter Waldhackgut werden 5,8 Millionen Liter Heizöl ersetzt, was dem Verbrauch von 4000 neuen Einfamilienhäusern entspricht.

Österreichweit zählt die Österreichische Gesellschaft für Umweltschutz und Technik (Ögut) bisher 520 realisierte Energie-Contracting-Projekte mit dem Ziel der Energieeinsparung durch neue, meist mit Biomasse, Wärmepumpen oder Solarenergie betriebene Anlagen. Daneben gibt es noch das reine Anlagen-Contracting - dabei steht die sichere Energieversorgung im Vordergrund.

Was die Gemeinden können, können wir auch, sagten sich die Manager der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG). Sie betreibt das Energie-Contracting seit 2001. Dabei bleiben die budgetierten Ausgaben für Energie zunächst gleich, werden aber umgeschichtet: 80 Prozent der eingesparten Energiekosten erhält der Contracting-Partner für Investitionen und Betrieb, 20 Prozent schreibt sich der Bund gut. Die Vertragsdauer liegt bei 10 Jahren. Für 300 Bundesgebäude betragen die Energiekosten 34,5 Millionen Euro pro Jahr. Der Einsparerfolg beträgt 20 Prozent, das wären 6,9 Millionen. Die CO2-Emissionen verringern sich zwischen 10 und 17 Prozent.

Contracting-Anbieter kommen aus allen denkbaren einschlägigen Bereichen: Von Großkonzernen wie Siemens, über Tochtergesellschaften von Energieversorgern, Gebäudetechnik-Firmen, Tochtergesellschaften von Baukonzernen über größere Installationsfirmen bis hin zu Landwirten, wie das steirische Beispiel zeigt. Dazu kommen Finanzdienstleister wie Raiffeisen-Leasing, wenn der Contracting-Anbieter die Projekte nicht selbst vorfinanzieren kann.

Projekte bisher vor allem in Ost-Österreich

Laut Monika Auer, Co-Geschäftsführerin der Ögut, ist das Contracting bisher eher eine Sache im Osten Österreichs, in den westlichen Bundesländern ist Contracting noch wenig zu finden.

Insgesamt wurden knapp 110 Millionen Euro bisher in Energiespar-Contracting-Projekte investiert, mit einem Einsparungseffekt an Energiekosten von mehr als 20 Millionen Euro pro Jahr. Gleichzeitig werden um 33.500 Tonnen weniger CO2 pro Jahr in die Luft geblasen.