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Trainings mit Pferden decken Fehler im Führungsstil auf. | Wien. In verschiedensten Therapien leisten Pferde traditionell gute Dienste. Seit einiger Zeit werden die Tiere aber auch als Co-Trainer in Seminaren für Manager eingesetzt. In diesen Kursen wird nicht die Sattelfestigkeit der Topmanager getestet, sondern deren Qualität als Führungskräfte.
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Was können Rösser einem Spitzenmanager vermitteln? "Pferde folgen demjenigen, dem sie vertrauen, der sie mit Respekt behandelt und der ihnen als Stärkerer, Ranghöherer Schutz garantiert. Ein Pferd reagiert auf das, was ich tue, bin und sage. Ich kann mir keinen klareren Spiegel vorstellen als das Pferd. Es ist beim Seminar somit der Katalysator und das Medium", schildert Robert Koenes, Eigentümer und Trainer des Wiener Management-Schulungszentrums Koenes Consult. Er hat die Idee der Pferdetrainings 2001 aufgegriffen und zählt mittlerweile nationale und internationale Handelsunternehmen ebenso wie Banken und Versicherungen zu seinen Kunden.
Anhand verschiedener Übungen mit den Pferden werden die persönlichen Verhaltensmuster der Seminarteilnehmer aufgedeckt und reflektiert.
Wenn in den Seminarübungen ein Pferd geführt wird, heißt das nicht etwa, das Tier von einem Ort zum anderen zu bringen. Durch die Übungen mit den Pferden zeichnen sich sowohl grundsätzliche als auch situationsbezogene Führungsstärken und -schwächen ab. "Probleme in Teams oder Projektgruppen, Abteilungen oder im ganzen Unternehmen entstehen oftmals dadurch, dass Führungsfunktionen nicht angemessen ausgefüllt werden", so Koenes.
Pferde achten nicht auf den Kontostand
"Da Pferde nicht auf Titel, Kleidung oder Kontostand achten und zudem stärker als wir Menschen in der Gegenwart leben, bekommen Führungskräfte ein schonungsloses Feedback, das nichts mit ihrem Rang oder vergangenen Leistungen zu tun hat", so Koenes. Das Verhalten der Tiere während der Übungen zeigt genau, wo die Schwachstellen in der Führungsarbeit liegen. Zum Einsatz kommen keine speziell dressierten Tiere, sondern ganz normale Reitpferde.
Gemeinsam mit dem Trainer versuchen die Seminarteilnehmer, die Resultate ihrer Arbeit mit den Tieren auf die Situation im Berufsleben umzulegen. "Führen ist unter anderem das kommunikative Zusammenspiel von Distanz und Nähe, Respekt, Vertrauen und Aufmerksamkeit. In der ausgeprägtesten Form heißt Führen bei uns: Das selbständige, mutige, risikobereite Vorangehen in die Zielrichtung", sagt Koenes.
Dass Pferde-Seminare rund um den Globus boomen, zeigte sich vergangenes Wochenende in Wien: Hier tagte der Dachverband der pferdeunterstützten Seminare (European Association for Horse Assisted Education). Mitglieder aus vielen europäischen Ländern, aber auch aus Kanada, Dubai oder Brasilien tauschten in Workshops Erfahrungen aus und versuchten, ihre Standard anzugleichen.