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Vielleicht hätten sich die vier Kicker der kubanischen Nationalmannschaft die Sache nochmals überlegen sollen? Nachdem sie nämlich einer nach dem anderen in den vergangenen Tagen aus dem Teamcamp in Chicago getürmt waren, um im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihr Heil zu suchen, haben sie damit die einzigartige Chance verpasst, Teil eines wirklich historischen Ereignisses zu werden: des Gold-Cup-Viertelfinalspiels am Samstag (23 Uhr MESZ) gegen den Nicht-mehr-Erzfeind USA.
Nun ist es freilich nicht so, dass sich die beiden Nachbarn in der Vergangenheit - trotz Kaltem Krieg - nicht immer wieder auf dem Rasen zum Ballaustausch getroffen hätten, allerdings litten diese Begegnungen am Golf von Mexiko unter einer ziemlich kühlen und wenig freundlichen politischen Großwetterlage. Hier die bösen Kommunisten, dort die bösen Kapitalisten - es waren dies Duelle ideologischer Blöcke und nicht etwa nachbarschaftlich verbundener Fußballfreaks.
Das ist 2015, wo Kuba nun in Baltimore erneut auf die Equipe aus den USA trifft, völlig anders. Die Welt hat sich weitergedreht, dank Reiseerleichterungen, Aufhebung der Sanktionen und der Aufnahme diplomatischer Beziehungen sind aus Feinden zwar nicht gleich Freunde, aber immerhin respektierte Nachbarn geworden; ein Faktum, das wohl auch bei diesem Viertelfinale zu spüren sein wird. Für Kuba wurde damit eine Tür zu einer besseren Zukunft aufgestoßen. Nun liegt es an den Kubanern, das Beste daraus zu machen - allen voran an den Teamspielern. Sie sollten mit gutem Beispiel vorangehen und die Gunst der Stunde nutzen, um den Fußball auf Kuba aufbauen zu helfen. Auf dass die Mannschaft das nächste Mal geschlossen heimkehre und Flucht keine Option mehr ist.