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Schraubverschluss auf dem Vormarsch

Von Sophia Freynschlag

Wirtschaft

Korkgeschmack im Wein vermeiden. | Welche Alternative zu Kork ist die beste? | Wien. Man will sich genüsslich ein Achterl Wein gönnen, doch schon beim ersten Schluck kommt die Enttäuschung: Der Wein schmeckt nach Kork. Bis zu fünf Prozent der Weine weltweit korken. Um diesen Korkgeschmack zu vermeiden, stellen immer mehr Winzer auf alternative Verschlüsse um. Damit ist aber ein regelrechter Glaubenskrieg entbrannt, welcher Verschluss der beste ist: Traditionalisten schwören noch immer auf Kork, während sich viele Weintrinker schon mit den Alternativen angefreundet haben.


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"Der Schraubverschluss ist technisch die beste Lösung", meint Robert Steidl, Institutsleiter Weinbau der Bundeslehranstalt Klosterneuburg. "Rund 70 Prozent der Weißweine in Glasflaschen werden heute mit Schraubverschluss angeboten", schätzt Steidl. Bei Rotwein wird rund die Hälfte mit Naturkorken verschlossen, je ein Viertel mit Plastikkorken und Schraubverschluss. "Rotwein braucht keine Luft zum Reifen. Es ist auch ein Irrtum, dass ein Naturkorken mehr Luft als andere Verschlüsse durchlässt", so der Wein-Experte.

Edler Glasverschluss

Wegen vieler sogenannter "Korkschmecker" hat Winzer Martin Nigl aus Senftenberg in Niederösterreich vor einigen Jahren von Kork- auf Schraubverschluss umgestellt. "Der Wein bleibt jetzt frischer und lebendiger", so Nigl. Zum Öffnen wird kein Korkenzieher mehr benötigt, der Wein ist wiederverschließbar. Zudem sei der neue Verschluss auch bei der Abfüllung leichter zu handhaben: "Wer einmal umgestellt hat, will nicht mehr zurück", so Nigl.

Edler als der Schraubverschluss sei der Glasverschluss, meint hingegen Heidemarie Tement vom Weingut Tement im steirischen Berghausen. "Die Kunden haben positiv auf die Umstellung reagiert", so Tement. Der Glasverschluss, bei dem der Dichtring aus Plastik besteht, wird sich aber nicht durchsetzen, meint Steidl: "Der Glasverschluss ist teuer und für den Winzer aufwändig bei der Verarbeitung."

Eine weitere Alternative, der Plastikkorken, erlaubt nur eine zeitlich begrenzte Lagerung und ist daher nur für junge Weine geeignet. "Plastik ist nicht ganz dicht", erklärt Steidl.

Unter den Kork-Alternativen wird sich weiterhin der Schraubverschluss durchsetzen, meint Steidl: "Weintrinker akzeptieren mittlerweile den Schraubverschluss. Es sind einige Top-Winzer umgestiegen, das hatte Signalwirkung."