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Schreien bringt niemandem etwas

Von Christina Böck

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Was wäre die Welt, wenn sie sich nicht ab und zu über einen exaltierten Popstar aufregen könnte. Es muss doch selbst in Zeiten wie diesen Kontinuitäten geben. Also wieder einmal: Madonna. Die Sängerin war am Wochenende beim Women’s March, der Demonstration gegen Donald Trump aufgetreten und hatte sich in der Wortwahl vergriffen. Weil sie der johlenden Menge gestanden hatte, dass sie schon überlegt hatte, das Weiße Haus "in die Luft zu jagen", wurde sie heftig kritisiert, sie selbst fühlte sich zu einer Art Entschuldigung verpflichtet, sie betonte, die Aussage sei krass aus dem Kontext gerissen worden.

Nun hat sich Popkollegin Cyndi Lauper über Madonnas Auftritt wenig wohlmeinend geäußert. Sie ist der Ansicht, Madonna hätte der Sache der protestierenden Frauen nicht gedient. "Klarheit und Menschlichkeit bringen mehr als Wut. Herumschreien hilft niemandem", so Lauper. Klingt eigentlich vernünftig.

Nun hat Madonna den kritisierten Satz tatsächlich gesagt. Als Effekt, denn im nächsten Satz nahm sie ihn gleich wieder zurück. Dass sie am Ende zu einer Revolution der Liebe aufrief, dürfte Cyndi Lauper irgendwie nicht mehr gehört haben.

Der Disput offenbart leider nur eines: dass beide Anti-Trump-Aktivistinnen in denselben Verhaltensmustern wie ihr Opponent und seine große Anhängerschaft agieren. Madonnas Rede war nicht wenig populistisch (den größten Applaus gab es für hingeworfene "Fuck you"s), und Cyndi Lauper hört nur das, was sie hören will. Für einen glaubwürdigen Protest werden sich wohl auch die Methoden ändern müssen.