In Europa dauert alles seine Zeit, das ist bekannt. Spät aber doch wachen die Entscheidungsträger der EU nun auch bei der Bewältigung der Euro-Krise auf. Um die Zinsen für hochverschuldete EU-Länder runterzubringen, soll ein "Europäischer Währungsfonds" gegründet werden.
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Der soll günstig Anleihen begeben und dieses Geld dann betroffenen Ländern bereitstellen. Der Vorteil: Allein die Existenz eines solchen Fonds würde Spekulationen gegen Euro-Länder weitgehend unterbinden.
Zum ersten Mal wurden solche Überlegungen in den 70er Jahren ernsthaft diskutiert und im Dezember 1978 von den damaligen Regierungschefs sogar prinzipiell abgesegnet. Treibende Kräfte waren die damaligen Regierungs- und Staatschefs von Deutschland und Frankreich, Helmut Schmid und Giscard d’Estaing. Dann geriet die Idee in Vergessenheit, und die erfolgreiche Euro-Einführung überstrahlte alle Mängel im System.
Nun sind am Beispiel Griechenland diese Mängel offenbar geworden, der Währungsfonds ist allerdings nur der erste Schritt, weitere werden folgen. Denn er bedeutet, dass nationale Regierungen, die sich seiner bedienen, die Budgethoheit aus der Hand geben - eine der vornehmsten souveränen Aufgaben eines Landes.
Die Aufgabe der Regierungen wird es nun sein, im Ernstfall einem Arbeitslosen zu erklären, dass zwar die Arbeitslosenunterstützung nicht erhöht werden kann, aber dafür anderen EU-Staaten mit Milliarden Euro unter die Arme gegriffen werden muss. Die Antwort ist die gleiche wie beim heimischen Bankenpaket: Das ist notwendig, um Schlimmeres zu verhüten. Die Eurozone befindet sich in einer echten Krise, da sie auf Schönwetter aufgebaut ist. Bisher hat die Gemeinschaftswährung einen sehr guten Schutz vor noch ärgeren Auswirkungen der Finanzkrise geboten. Als 2008/2009 Osteuropa und Österreichs Engagement dort im Gerede waren, hätte es eine isolierte Kleinwährung wie den Schilling weggeputzt wie nichts. Die Auswirkungen auf den heimischen Arbeitsmarkt wären desaströs gewesen.
Nun benötigt der Euro Hilfe, weil auf den Finanzmärkten eine Spekulation gegen Staatsanleihen eingesetzt hat. Europa wird also seine Integration vertiefen, dafür immerhin sorgen die Märkte.