Eine frühzeitige Rehabilitation nach Gelenksoperationen schafft große Vorteile.
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Wien. Gelenke zu ersetzen, ist heutzutage keine große Sache mehr. Ob Hüfte oder Knie, die Operationstechniken haben sich in den vergangenen Jahren derart verbessert, dass die quasi runderneuerten Patienten sehr schnell in ihren gewohnten Alltag zurückkehren können.
Voraussetzung ist allerdings einerseits die aktive Mitwirkung der Betroffenen und andererseits die Möglichkeit einer raschen Rehabilitation. Und genau das entpuppt sich immer wieder als Problem. So dauert es nämlich in vielen Fällen bis zu drei Monate zur Aufnahme in ein Rehabilitationsprogramm. Die Bürokratie zwischen Krankenhaus und Krankenkasse spielt hier keine unwesentliche Rolle.
Rückkehr in den Alltag
In dieser Zeit "verliert der Mensch jedoch an Kondition und Muskelmasse, gewöhnt sich ein falsches Hinken an und verliert das Vertrauen in das Gelenk", betont Klaus Machold, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie und Ärztlicher Direktor des Waldsanatorium Perchtoldsdorf, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Der typische Endoprothesenpatient hat ein Durchschnittsalter von 65 Jahren, viele Betroffene sind daher viel jünger. "Wir haben es zum Teil mit 55-jährigen zu tun, die im Sinne einer vom Arzt verordneten Schonung vor dem Fernseher sitzen und sich nicht bewegen." Die Wiedererlangung der Beweglichkeit ist damit gehemmt.
Die aktive Bewegungstherapie von Anfang an muss gefordert werden, betont der Mediziner. Der Vorteil: Die Patienten kehren früher in ihren Sozialbereich und den Arbeitsprozess zurück und können ihre Alltagstätigkeiten wieder aufnehmen. Gleichzeitig verkürzen sich die Krankenstandsdauer sowie die Verweildauer im Spital. Machold fordert eine frühestmögliche Rehabilitation nach der Therapie im Akutkrankenhaus. Im Optimalfall sollte dies schon ungefähr zwei Wochen nach dem operativen Eingriff erfolgen.
Mit passiven und aktiven Therapieeinheiten wird erreicht, dass sich der Muskel schneller aufbaut, die Sehnen stärker und die Fasern kräftiger werden sowie neue Gefäße gebildet werden, die zur besseren Versorgung der Muskulatur dienen.
Überschwelliger Reiz hilft
Mit einem durch den Physiotherapeuten individuell auf den Patienten abgestimmten Kraft-, Ausdauer- und Sensomotoriktraining wird ein überschwelliger Reiz gesetzt, der zum entsprechenden Therapieerfolg führen soll. Gepaart mit unterschiedlichen Massagetechniken und einer Entstauung durch Lymphdrainage kann eine nachhaltige Wirkung erzielt werden, betont Klaus Machold. Passive Anwendungen wie Ultraschall, Elektrotherapie, Wärme, Kälte oder Moor dienen als Ergänzung, um die aktive Bewegungstherapie erträglicher zu machen.
Doch regelrecht Blut schwitzen müsse niemand. Denn Schmerzmittel sind in dieser Phase der Therapie unumgänglich. Der sofortige Beginn von Rehabilitationsmaßnahmen sei auf jeden Fall nicht komplexer und schmerzhafter, betont der Mediziner, verhindert aber, dass der Körper während der Wartezeit "rostet". Und: Die volle Funktion des neuen Gelenks ist wesentlich schneller wieder hergestellt.
Im Rahmen des 9.rheuma.orthopädie aktiv Kongresses "Bewegungsfreude ist Lebensfreude" am 22. März in Wien, wird die sogenannte "Blutige Rehabilitation" ein Schwerpunktthema sein.