Forscher entdeckten ein Immunglobulin, das Sars-CoV-2 in kultivierten Zellen neutralisiert.
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Die Covid-19-Pandemie hat sich weltweit in Windeseile ausgebreitet und mittlerweile über 3,5 Millionen Menschen erreicht. Mehr als 245.000 Infizierte sind bereits verstorben. Die Suche nach einer geeigneten Therapie beziehungsweise Impfstoffen läuft, um den Schaden möglichst gering halten zu können, nach wie vor auf Hochtouren. Nun haben niederländische Forscher einen Antikörper identifiziert, der verhindert, dass Sars-CoV-2 kultivierte Zellen infiziert. Die im Fachblatt "Nature Communications" veröffentlichte Entdeckung könnte ein erster Schritt zur Entwicklung eines vollständig menschlichen Antikörpers zur Behandlung und Vorbeugung der Lungenerkrankung Covid-19 sein, die durch das Coronavirus verursacht wird.
Antikörper oder auch Immunglobuline werden vom Körper gebildet und bekämpfen Krankheitserreger. Häufig werden sie zu Therapiezwecken zuerst bei anderen Arten, etwa Mäusen, entwickelt und müssen dann zusätzlichen Arbeiten unterzogen werden, um sie zu "humanisieren". Der in dieser Arbeit verwendete Antikörper sei jedoch "vollständig menschlich", wodurch die Entwicklung schneller voranschreitet und das Potenzial für immunbedingte Nebenwirkungen verringert ist, betont der Zellbiologie und Studienautor Frank Grosveld vom Erasmus Medical Center in Rotterdam und Gründungsvorsitzender bei Harbor BioMed, einem Unternehmen, das die Antikörperentwicklung vorantreibt.
Algorithmus bringt Tempo
Diese Forschung der Universität Utrecht baut auf einer Arbeit an Antikörpern gegen Sars-CoV-1 auf, die im Jahr 2002 und 2003 entstanden sind, erklärt wiederum Berend-Jan Bosch, Forschungsleiter an der Hochschule. "Unter Verwendung dieser Sammlung von Sars-CoV-Antikörpern haben wir ein Protein identifiziert, das auch die Infektion von Sars-CoV-2 in kultivierten Zellen neutralisiert", erklärt der Wissenschafter. Solch neutralisierende Immunglobuline können den Infektionsverlauf im infizierten Wirt verändern, die Virusausrottung unterstützen oder gar in Form einer Impfung nicht infizierte Personen vor dem Erreger schützen.
Der dabei eingesetzte Antikörper bindet an eine Domäne, die in beiden Coronavirentypen konserviert ist, was wiederum seine Fähigkeit erkläre, beide Keime zu neutralisieren. "Dieses kreuzneutralisierende Merkmal ist sehr interessant und legt nahe, dass es möglicherweise zur Linderung von Krankheiten beiträgt, die durch in Zukunft auftretende verwandte Coronaviren verursacht werden", betont Bosch. Die Untersuchung bietet eine gute Grundlage für weitere Forschungen zur Charakterisierung dieses Antikörpers und für den Beginn der Entwicklung hin zur potenziellen Covid-19-Behandlung.
Unterdessen setzen Forscher der Northwestern University in Evanston künstliche Intelligenz ein, um die Suche nach Wirkstoffen zu beschleunigen. Ein eigener Algorithmus ermöglicht es, vielversprechende Studien an die Spitze zu hieven und Forschung zu ignorieren, die wahrscheinlich keine Vorteile bringt, berichten sie im Fachblatt "Pnas". Für gewöhnlich dauert die Durchsicht von Experten im Rahmen des sogenannten DARPA SCORE-Programms rund 314 Tage - eine lange Wartezeit inmitten einer globalen Pandemie. Das Maschinenmodell liefert sein Ergebnis in Minuten und sei "genauso genau wie das menschliche Bewertungssystem", so die Forscher.
Damit könnten nicht nur schneller Entscheidungen getroffen werden, sondern auch Experten, die dann für gewöhnlich ihre Zeit damit verbringen, die Arbeit anderer zu überprüfen, wieder im Labor sein, um ihre eigenen Forschungen durchzuführen, schildert das Wissenschafterteam die Vorteile seines Tools.