Die "Juwelen der Neuen Welt" haben ausgeglitzert, ab Sonntag begibt man sich tanzend auf "Schritte und Spuren". Wieder ein vierteiliger Ballettabend an der Wiener Staatsoper. Und wieder ein Projekt, bei dem die Verantwortlichen auf Nummer Sicher gehen: Jene Schritte und Spuren beziehensichauf den tschechischen Choreographen Jiøí Kylián, der ab den 1970er Jahren, von den Niederlanden ausgehend, eine tiefe Furche revolutionärer Ideen in das Gedankengut des Balletts zog. "Bella Figura" wird zu sehen sein, in dem die skandalumwitterte mediale Nackt-Tänzerin endlich einen von der Staatsoper sogar geforderten Grund hätte, ihre Hüllen fallen zu lassen. Dumm auch für manch heimische Boulevardzeitung, dass sie nicht auf der Besetzungsliste steht. Dennoch wird die weniger begeisterungsfähige Ballettfan-Begleitung zumindest optisch auf ihre Kosten kommen.
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Ein Labsal der visuellen Art werden dann auch die weiteren Stücke des Abends: "Le souffle de lesprit" von Jiøí Bubenícek, "Glow - Stop" von Jorma Elo sowie "Skew-Whiff" von Paul Lightfoot und Sol León, allesamt Nachfolger und teils auch Schüler von Jiøí Kylián. Staatsballett-Chef Manuel Legris zeigt damit einmal mehr sein feines Händchen für die Stückauswahl. Ein Händchen, das das eher konservative Staatsopern-Publikum mehr streichelt als aufrüttelt. Für Legris ist es ein weiterer Schritt nach oben auf der Wiener Beliebtheitsskala, doch die Courage zum Wagnis fehlt noch.