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Wimbledon ist feinstes Rasentennis, Regen, unreife Ananas, vorzugsweise getränkt in ungeschlagenem Obers, und - natürlich - strenge Etikette. Nun aber hat sich Roger Federer im Outfit vergriffen und die Augen der gestrengen Regelhüter beleidigt. Die reagierten not amused auf die orange Sohle seiner ansonsten beinahe blütenweißen Schuhe, die er in der ersten Runde trug. Zur zweiten Runde gegen den Ukrainer Sergej Stachowski (nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe, ebenso wie das Match Jürgen Melzers gegen Julian Reister) musste er sich neue besorgen. Da kennt man in Wimbledon, das als einziges Turnier im modernen Tennis das Tragen "fast ausschließlich" weißer Kleidung sogar in seinem Regelwerk verankert hat und die zumindest bei den Topspielern eigens designten Outfits 90 Tage vor Turnierbeginn prüft, kein Pardon. Eh irgendwie in Ordnung. Schließlich sind es diese Traditionen, die die Spieler schätzen und die Fans lieben. Grell und schrill sind eh schon genug Sportveranstaltungen, hier soll man sich noch ein bisschen elitär fühlen dürfen. Natürlich kann man’s aber auch übertreiben, und die Beanstandung des Schuhwerks fällt wohl eher in diese Kategorie. Federer kann damit leben, sein Ausrüster Nike sich die geschäftstüchtigen Hände reiben und über einen PR-Gag erster Güte freuen. Das inkriminierte Schuhwerk wird seit Montag im Online-Shop feilgeboten und war am Mittwoch ausverkauft. Schließlich ist der Sport mittlerweile in erster Linie ein Geschäft. An manchen Entwicklungen kommt man eben nicht einmal in Wimbledon vorbei.