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Schuhhandel: Saison ist eröffnet

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Wenn die Temperaturen steigen, wandern Stiefel sowie warm gefüttertes und wasserdichtes Schuhwerk in den Keller - Leichtigkeit an den Füßen ist wieder angesagt. Im Schuhhandel herrscht jedoch nicht überall Frühlingsstimmung. Während für die "Großen" die Saison gut läuft, gilt für die kleinen Schuhhändler die Devise: "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen." So umschreibt zumindest Karl Novak, Obmann des Bundesgremiums des Schuhhandels, die Situation.


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Novak ist selbst Inhaber eines "ganz kleinen" Schuhgeschäfts und spricht aus Erfahrung. Die "Kleinen" bekommen die konjunkturbedingte Sparsamkeit der Konsumenten besonders stark zu spüren. Laut RegioPlan hat der durchschnittliche österreichische Haushalt im vergangenen Jahr 405 Euro für Schuhe ausgegeben, im Jahr davor waren es noch 415 gewesen. Gleichzeitig stieg die Anzahl der gekauften Paar Schuhe von 21,5 Mill. auf 21,9 Mill. Der Umssatz im Schuhhandel ging um 0,6% auf 850 Mill. Euro zurück. "Der Kunde kauft immer mehr Billigware aus Plastik und fördert damit die chinesische Wirtschaft", konstatiert Novak. Nebeneffekt: "Die Produktion 'vertschüsst' sich aus Österreich."

Den kleinen Händlern setzen auch die immer früheren "Ausverkaufsschlachten" der "Großen" während der Saison zu. Doch der Verdrängungswettbewerb spielt sich nicht eindimensional zwischen groß und klein ab, betont Stephan Mayer-Heinisch, Pressesprecher der Grazer Leder & Schuh AG. Schlecht stehen Händler da, deren Angebot nicht modisch genug ist und die den Kunden nicht das gewünschte Ambiente und guten Service bieten. Auch der Preis müsse stimmen. Mayer-Heinisch: "Einen Voll-Lederschuh mit perfekter Ausstattung kann ich nicht um 12,90 Euro anbieten." Novak sieht das genauso. Er bezeichnet das österreichische Preisniveau bei Schuhen insgesamt als "akzeptabel" und bemerkt nebenbei, dass viele Italiener nach Kärnten kommen, um dort Schuhe zu kaufen.

Schönes Wetter kurbelt den Absatz an

So wie der Bekleidungshandel ist auch der Schuhhandel stark vom Wetter abhängig. Mayer-Heinisch: "Der späte Schnee im Februar hat uns zwar eine 'Watschen" verpasst, aber jetzt läuft es sehr gut." Zu Expansionsplänen des österreichischen Marktführers will er nichts sagen außer: "Die Leder & Schuh wächst und gedeiht. Aber wir reden nicht über ungelegte Eier." Laut einer RegioPlan-Studie sucht der heimische Schuhhandel heuer 89 neue Standorte. Den stärksten Expansionsdrang hat Voegele Schoes (seit 1974 in Österreich, 84 Filialen). Das Unternehmen will heuer acht neue Standorte eröffnen. Auch für Deichmann ist die Saison "sehr gut angelaufen." In den nächsten drei bis vier Jahren könnten 30 weitere Läden zu den derzeitigen 84 dazukommen.

Der Schuhsommer wird übrigens bunt - passend zur Oberbekleidung. Der Renner der Saison sind Ballerinas, aber auch Sneakers sind nach wie vor beliebt.

Fakten & Zahlen

Nummer 1 am österreichischen Schuhmarkt ist die Grazer Leder & Schuh AG mit den Vertriebslinien Humanic, Jello, Schoe 4 You, Top Schuh, Dominici und Corti. Die Unternehmensgruppe verfügt über 274 Standorte (davon rund 180 in Österreich) und steigerte 2003 den Umsatz um 6,5% auf 316 Mill. Euro (In- und Ausland). Das Unternehmen geht auf die 1872 in Graz gegründete Schuhfabrik "D.H. Pollak & Co." zurück.

Stiefelkönig (inklusive Delka und Turbo) liegt mit rund 180 Filialen auf dem zweiten Platz. Das Unternehmen wurde 1919 von Anton Herzl in Graz gegründet. Im vergangenen September wurde die Stiefelkönig-Kette von ihrer Hausbank BAWAG übernommen.

Die Nummer 3 in Österreich ist Deichmann mit 89 Läden. 2003 stieg der Umsatz flächenbereinigt um 4%, absolute Zahlen werden von der Zentrale in Essen nicht bekanntgegeben. Deichmann feierte 2003 das 90-jährige Firmenjubiläum. Die erste österreichische Filiale wurde 1992 in Leonding bei Graz eröffnet.