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Leitzinserhöhung nicht vor zweiter Jahreshälfte 2011. | Analysten sagen weitere Aufwertung des Franken voraus. | Alpbach. Währungskrieg hin oder her: Glaubt man der Riege heimischer Analysten, könnte die rasante Aufwertung des Euro zum US-Dollar bald wieder der Vergangenheit angehören. Kein einziges der an der traditionellen Zins- und Währungsprognose des Alpbacher Finanzsymposiums teilnehmenden neun Finanzinstitute geht davon aus, dass zum Jahresende der Wechselkurs höher als bei 1,40 liegen wird. Das entspricht in etwa dem aktuellen Niveau.
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Mittelfristig wird sogar mit einem leichten Wertverlust des Euro zur US-Währung gerechnet: Die durchschnittliche Prognose per 30. Juni 2011 liegt bei knapp mehr als 1,31 Dollar pro Euro (siehe Grafik). Letztlich gehen die Experten der Banken nämlich davon aus, dass die Debatte über die schwache US-Wirtschaft, die momentan den Euro stärkt, von neuerlichen Sorgen über die europäische Schuldenkrise abgelöst wird.
Laut Peter Brezinschek von der Raiffeisen Zentralbank steht Griechenland nach wie vor "an der Kippe". Auch Erste-Group-Analystin Gudrun Egger glaubt, dass es für den Abbau der Staatsverschuldung weiterer Maßnahmen bedarf. Nach wie vor werde diskutiert, Griechenland einen Teil seiner Schulden zu erlassen. Das könnte den Euro wieder schwächen, so die Expertin.
Lenken USA doch ein?
Uta Pock von der Volksbank AG meint außerdem, dass die internationale Debatte über schädliche Auswirkungen eines Abwertungswettlaufs zu einem Einlenken der USA führen könnte: Ein geplantes Programm der US-Notenbank zum Ankauf von Staatsanleihen, das den Dollar weiter schwächen würde, dürfte deshalb "nicht allzu üppig" ausfallen.
Dies wäre auf alle Fälle positiv für Österreichs Exporteure, deren Einnahmen im Dollarraum durch einen schwächeren Euro automatisch ansteigen würden. Allzu große Freude könnte jedoch verfrüht sein. Seit der Finanzkrise ist die Volatilität im Wechselkursbereich nämlich stark gestiegen. Johann Maurer von Innovest betont, niemand wisse, "wo sich das nächste Bömbchen entladen wird". Diese Unsicherheit zeigt sich in den von Banken angestellten Stress-Einschätzungen. Im Ausnahmefall sieht etwa die Hypo Tirol den Euro-Dollar-Kurs bei einem Maximum von bis dato unerreichten 1,75. Umgekehrt wird auch ein Minimum von 1,00 für möglich gehalten.
Zum Leidwesen vieler Fremdwährungskreditnehmer in Österreich und Osteuropa zeichnet sich bei einer anderen Währung ein klarer Trend ab: Zwar sieht die Durchschnittsprognose für die kommenden Monate beim Schweizer Franken kaum eine Veränderung zum Euro. Insgesamt hält es Brezinschek aber für wahrscheinlicher, dass der Euro-Franken-Kurs auf 1,10 fällt als dass er wieder zu 1,50 zurückkehrt.
Je weniger Franken man für einen Euro kaufen kann, umso teurer wird freilich die Rückzahlung von Franken-Krediten für jemand, der sein Gehalt in Euro bekommt.
Für Euro-Kreditnehmer deutet sich indes langsam ein Ende der aktuellen Niedrigstzinsphase an. Der Euribor, jener Zinssatz, zu dem sich Banken untereinander Geld borgen und der als Basis für die laufende Festsetzung variabler Zinsen gilt, steigt.
Vorerst kein Zinsschritt
Noch nicht gilt dies für den Leitzins der Europäischen Zentralbank (derzeit 1,0 Prozent). Keiner der Analysten rechnet mit einer Leitzinsanhebung vor dem zweiten Halbjahr 2011. Die meisten erwarten einen solchen Schritt frühestens 2012.