Anlagevermögen der Bahn beträgt rund 10 Mrd. Euro. | Bundesbahnen senken Anzahl der Mitarbeiter. |
§§"Wiener Zeitung": Bei der Bahn werden die beiden Bereiche Betrieb und Bau zusammengelegt. Was heißt das konkret? *
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Andreas Matthä: Bereits die alte Strukturreform der Bahn hat das Unternehmen klar in die drei Bereiche Personenverkehr, Güterverkehr und Infrastruktur gegliedert. Allerdings wurde damals die Infrastruktur in die Bereiche Bau und Betrieb geteilt, was zu Schnittstellenproblemen geführt hat. Hier müssen wir nachjustieren und die zwei Bereiche wieder zusammenführen. Die Zusammenlegung steht im Regierungsübereinkommen.
Was kann man sich unter Schnittstellensproblem vorstellen?
Oft war nicht klar, ob eine Baumaßnahme an den Gleisanlagen zur Instandhaltung - also zum Betrieb - oder zur Reinvestition gehört. Für Reinvestition ist die ÖBB-Infrastruktur-Bau-AG zuständig. Das Schnittstellenproblem hat einen hohen Kommunikationsaufwand zwischen den Teilkonzernen verursacht.
Wie viele der insgesamt mehr als 40.000 ÖBB-Mitarbeiter entfallen auf den Gesamtbereich Infrastruktur?
Das sind mehr als 18.000 Beschäftigte. Rund 6.600 arbeiten im Bau-Bereich und rund 11.800 im Betriebs-Bereich.
Die Bahn will in den kommenden 18 Monaten rund 100 Mio. Euro einsparen. Wie viel entfällt auf die Infrastruktur?
Wir werden uns auf unsere Kernaufgaben konzentrieren und unseren Beitrag leisten. Wir werden mehr Aufträge an Externe vergeben, anstatt sie intern abzuwickeln. Der Markt für Bahnbau und Bahndienstleistungen hat sich in den vergangenen Jahren stark erweitert. Das heißt, es gibt jetzt mehr geeignete Unternehmen, die die Bahn beauftragen kann.
Wird es einen Mitarbeiter-Abbau geben?
Langfristig gesehen sinkt die Zahl der Beschäftigten bei der Bahn. Ende 1991 waren es rund 65.000, im Moment sind es rund 43.000.
Wie viel Prozent der Bauaufträge wurden in der Vergangenheit intern und wie viel Prozent extern abgewickelt?
Bei einem durchschnittlichen jährlichen Bauvolumen von rund 1,8 Mrd. Euro entfallen rund 200 Mio. Euro auf Eigenleistungen und 1,6 Mrd. Euro auf Fremdleistungen. In der Instandhaltung teilt sich bei einem Jahresbudget von rund 300 Mio. Euro die Sache 50:50 auf. Also 50 Prozent der Instandhaltung machen wir intern.
Ist die externe Vergabe kostengünstiger?
Wenn der Markt funktioniert, dann schon. Weil es jetzt mehr Mitbewerber gibt. Die Bahn spart unter anderem dadurch, dass weniger Vorhaltekosten entstehen. Zudem wird das Personal durch Pensionierungen tendenziell weniger. Allein schon wegen der Personalabgänge wird es zu mehr externen Auftragsvergaben kommen. Der ÖBB-Konzern hat einen relativ hohen Altersdurchschnitt bei den Mitarbeitern.
Es wird sehr viel über die Schulden der Bahn gesprochen. Wie viel ist denn eigentlich das ÖBB-Schienennetz wert?
Die Anlagen stehen mit rund 10 Mrd. Euro in der Bilanz. Der Wert der Anlagen ergibt sich aus den Anschaffungskosten und den Kostenbeiträgen von Bund, Ländern und Gemeinden und verringert sich jedes Jahr um Abschreibungen. Tunnel werden über 150 Jahre abgeschrieben, Gleise über 30 Jahre, Gebäude und Fahrleitungen über 25 Jahre. Derzeit ist rund die Hälfte der Anlagenwerte abgeschrieben. Aber durch die Neubaustrecken wie etwa Wien-St.Pölten und Unterinntal steigt der Wert der ÖBB-Anlagen wieder an. Wir bauen jetzt signifikant neue Trassen, vorher hat man im Wesentlichen nur die Trassen aus der Monarchie verwendet.
Die hohen Schulden der Österreichischen Bundesbahnen machen Ihnen keine Sorgen?
Unseren Schulden stehen entsprechende Anlagewert gegenüber. Es gibt gute und schlechte Schulden: Wenn ich einen Bausparkredit aufnehme und mir damit ein Haus baue, kann ich darin keinen Fehler sehen. Das Geld wird in die Zukunft investiert, man kann das Haus an die Kinder weitergeben. Hin und wieder muss man für die Instandhaltung zahlen, damit der Wert des Hauses erhalten bleibt. Etwa wenn die Fenster neu gestrichen werden. Man darf nicht vergessen: Mit diesen Investitionen schaffen wir Werte für die nächsten Generationen. Eine moderne Bahn-Infrastruktur ist die Lebensader für die Wirtschaft und für den Standort Österreich.
Wie geht es Ihnen persönlich damit, dass Sie von manchen als "mächtiger Anlagenmanager" der Bahn oder "Mann der Zukunft" bezeichnet werden?
Mächtig...das ist nicht meine Wortwahl.. . Schön ist es, Gestaltungsraum zu haben und die Infrastruktur der Zukunft zu planen. Auf Personalspekulationen lasse ich mich nicht ein. Ich versuche einfach nur, meinen Job gut zu machen.