Fitch zweifelt wegen Banken und Regionen an Bonität. | Schrittweise Öffnung des Yuan für die Investoren.
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Peking. (reu/dpa) Es klingt absurd: China sitzt auf den größten Währungsreserven - und gerät dennoch ins Visier der Ratingagenturen. Fitch warnte am Donnerstag, eine Abstufung der Bonität sei mittelfristig möglich. Schuld seien die Banken, die unermessliche Kreditrisiken eingegangen sind, sagte Fitch-Asien-Chef Andrew Colquhoun zu Reuters: "Wenn die Probleme im Bankensektor sich in den kommenden 12 bis 24 Monaten so entwickeln, wie wir erwarten, oder schlimmer, würden wir dazu neigen, das Rating zu senken." Anders als in Europa und den USA seien die Konjunkturhilfen in China primär über die Banken gelaufen.
Daneben bereiten die Schulden der Kommunalverwaltungen Kopfzerbrechen: Sie lagen Ende 2010 bei umgerechnet 1,2 Billionen Euro. Fitch bewertet Chinas Kreditrating mit AA-, der viertbesten Note - auf einer Stufe mit Italien und eine Note hinter Spanien. Der Ausblick wurde im April auf negativ gesenkt.
Dauerkonflikt mit Yuan
Die USA und Europa werfen den Chinesen seit langem vor, ihre Währung Yuan künstlich tief zu halten, um sich Exportvorteile zu verschaffen. Deshalb sorgten Meldungen für Aufsehen, wonach China plane, seine Währung bis 2015 schrittweise dem freien Handel zu öffnen - das hätten Offizielle vor einer EU-Wirtschaftsdelegation in Peking angekündigt, sagte Davide Cucino, Chef der EU-Handelskammer. Zentralbankchef Zhou Xiaochuan dementierte jedoch umgehend: Zwar stehe im Fünf-Jahres-Plan das Ziel, die Beschränkungen zu lockern, einen Zeitplan gebe es aber nicht.
Eine Marktöffnung wäre revolutionär: Der Yuan würde zur Alternative für den Dollar und den Euro als globale Reservewährung. Zugleich müsste er wohl rascher aufwerten. Die Kaufkraft würde steigen, chinesische Produkte würden aber teurer - davon würden europäische und US-Exporteure profitieren.
Hürden für Europäer
Allerdings bedeutet "frei konvertibel" nicht automatisch, dass die Währung dem freien Spiel der Marktkräfte unterliegen würde, schränkt Raiffeisen-Analystin Lydia Kranner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" ein. Sie könnte primär ungehindert gekauft und verkauft werden. "Die Chinesen bewegen sich Schritt für Schritt in diese Richtung. Bisher waren nur Zahlungen von Export-Import-Geschäften zugelassen, während Kapitaltransaktionen Bewilligungen unterliegen." In Hongkong wurden erste Testballons gestartet, wo der "Offshore-Yuan" erstmals für Investitionszwecke zugelassen wurde - mit strenger Volumensdeckelung.
"Wäre der Yuan frei konvertibel, wären das Interesse der Investoren an der Währung und der Kapitalzustrom wohl riesig", so Kranner. Die Sorge der Behörde ist, dass der Aufwertungsdruck enorm wäre - und chinesische Exportprodukte massiv teurer würden. Sollte eine internationale Rezession drohen, würde China die graduelle Aufwertung sehr rasch eindämmen, so Kranner. Im Moment sei diese aber nötig, um die bedrohlich hohe Teuerung in den Griff zu kriegen.
Nicht weit her ist es mit dem freien Zugang für Ausländer: Die Europäische Handelskammer, die 1600 Firmen vertritt, klagt über Diskriminierung, bürokratische Hürden und mangelnde Transparenz. Den Europäern blieben 20 Prozent der chinesischen Wirtschaft praktisch verschlossen.