Zum Hauptinhalt springen

Schuldenkrise steuert auf Deal zu: Tausche Verluste gegen Sicherheit

Von Hermann Sileitsch

Analysen

Mit Sparen allein werden Griechenland und Irland der Schuldenspirale nicht entrinnen: Darin sind sich fast alle Ökonomen einig. Ohne Umschuldung steigt die Schuldenlast der Länder nämlich noch jahrelang weiter. Insbesondere Griechenland würde dadurch in eine Rezession gezwungen, die gut und gerne 10 bis 15 Jahre dauern könnte. Das ist weder der Bevölkerung zumutbar, noch für die Eurozone wünschenswert: Ebenso lange wäre die Unsicherheit auf den Finanzmärkten prolongiert.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Heikel wäre eine solche Schulden-Restrukturierung aber allemal: Wenn Investoren die Nerven wegschmeißen und in großem Stil aus Staatspapieren und Euro-Anlagen fliehen, könnte das noch weitere Eurostaaten und die Banken mitreißen.

Diese sind ohnedies bedroht: Sobald feststeht, dass griechische oder irische Staatsschulden nicht zur Gänze bedient werden, würden sich die Ausfälle in ihren Bilanzen niederschlagen. Durchaus möglich, dass einige Banken weiteres Kapital benötigen.

Und nicht zuletzt droht ein Verhandlungsmarathon mit den Gläubigern über eine Umschuldung. Das ist immerhin eine der Lehren aus der aktuellen Krise: Bei künftigen Staatsschuldpapieren sollen Klauseln inkludiert sein, die ein einfacheres Verhandlungsprozedere ermöglichen.

Wahrscheinlich ist, dass den Investoren ein Angebot gemacht wird: Wenn sie auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten, also einen Verlust (den berüchtigten "Haircut") hinnehmen, würden sie im Gegenzug ausfallsichere Papiere erhalten. Dafür müssten wohl die Euro-Länder mit ihrem Anteil am Euro-Rettungsschirm (EFSF) geradestehen.

Ein solches freiwilliges Offert sollte helfen, Panikreaktionen und langwierige Verhandlungen zu vermeiden. Auch eine Fristverlängerung für die Rückzahlung der Kredite auf bis zu 30 Jahre steht im Raum. Wie immer die Details aussehen: Letztlich läuft es auf den Abtausch von Verlusten gegen Sicherheit hinaus.

Dafür gibt es Vorbilder - etwa die nach dem früheren US-Finanzminister Nicholas Brady benannten "Brady-Bonds": 1989 standen die USA für Schuldpapiere von Ländern wie Mexiko, Brasilien (aber auch Bulgarien und Polen) gerade. Investoren mussten Verluste verdauen, erhielten aber im Gegenzug werthaltige Papiere. Das half, die lateinamerikanische Schuldenkrise einzudämmen.

Siehe auch:EU-Gipfel über Wirtschaftsregierung