Keine Entspannung in Schuldnerberatung. | Nächster Termin für Dezember zugewiesen. | Wien. Nach den Berichten der "Wiener Zeitung" über das Chaos in der Wiener Schuldnerberatung hatte sich im April Entspannung abgezeichnet. Schließlich hatte das Rathaus fünf neue Dienstposten für die chronisch unterbesetzte Anlaufstelle versprochen.
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Doch Betroffene, die dringend Hilfe zur Entschuldung benötigen würden, berichten anderes: "Nach einem langen Aufnahmestopp hieß es zunächst, dass ab Juni wieder Ersttermine vergeben werden. Als ich am 12. Juni anrief, wurde mir jedoch mitgeteilt, dass alle Termine schon weg sind und der nächstmögliche erst wieder im Dezember zu bekommen wäre", berichtet eine verzweifelte Frau der "Wiener Zeitung".
Alexander Maly, Leiter der vor einem Jahr reformierten Schuldnerberatung, bestätigt diese Angaben teilweise: "Durch die neuen Dienstposten gibt es nun wieder einige Termine. Aber wir haben derzeit das Gefühl, dass die Überschuldungen geradezu explodieren." In Zahlen ausgedrückt heißt das: Gab es im gesamten Jahr 2006 insgesamt 3533 Erstkundenkontakte, so sind es 2007 bis dato schon 3080. "Das ist also eine Verdoppelung", so Maly.
Normal: 1 Monat Warten
Diesen Ansturm kann die Schuldnerberatung ganz offensichtlich mit den bisherigen Kapazitäten nicht bewältigen - trotz einer Systemumstellung, die weg von eingehender Beratung und hin zur Online-Abwicklung mit dem direkten Weg in den Privatkonkurs führt. "Zehn neue Posten wären natürlich großartig", meint Maly, der jedoch skeptisch ist, dass ihm die Politik diesen Wunsch erfüllt.
Kritik übt mittlerweile auch der Dachverband der Schuldnerberatungen: "Im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist Wien sicher unterbesetzt. Und die Reformen dürften zu wenig gewesen sein", sagt Geschäftsführer Hans Grohs. In manchen Bundesländern könnten Klienten binnen eines Monats einen Termin bekommen. So wie Maly setzt auch er auf eine mögliche Gesetzesänderung auf Bundesebene, bei der der Privatkonkurs nicht mehr von der nachhaltigen Schuldenregulierung des Betroffenen abhängig wäre.
Die Wiener Grünen sehen zunächst aber die Wiener SPÖ gefordert: "Trotz des offensichtlichen Chaos befindet sich Stadträtin Sonja Wehsely auf Tauchstation", klagt Stadtrat David Ellensohn.