)
Bisweilen kursiert das Gerücht, dass man seine Kinder bereits bei der Taufe in der Schule anmelden muss, um sich den Platz zu sichern. Meist sind es Privatschulen mit konfessionellem Hintergrund, die für eine gute Schulbildung und Erziehung stehen. In den letzten Jahren haben sich allerdings auch Privatschulen mit alternativem Hintergrund in die Spitzenränge der Wartelistenlänge gebracht. Wie sieht nun das Preis-Leistungsverhältnis einer alternativ geführten Privatschule aus? Um diese Fragen zu klären, sprach die "Wiener Zeitung" mit Maria Zwinz, Gründerin der Privatschule "ALL".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Das Kürzel "ALL" steht für "Alternatives, leistungsbewusstes Lernen" des Schulvereins Josefstadt und wurde vor 14 Jahren gegründet. Die Gründungsmotivation war, laut Maria Zwinz, die auch Direktorin ist, Beruf und Familie nach der Geburt ihres Kindes sinnvoll zu verbinden. Sie selbst ist Lehrerin, mit dem Schwerpunkt Sprachen. Und daher lag es nahe, selber eine Schule zu gründen, wo Kinder ab dem 2. Lebensjahr einsteigen können und bis zur Matura begleitet werden. Das geeignete methodisch-didaktische Arbeitsmaterial wurde in der Montessori-Pädagogik gefunden. Die engagierte Lehrerin erarbeitete Skripten, suchte geeignete Räumlichkeiten und MitarbeiterInnen, die ihren Ansprüchen gerecht werden konnten.
Das Konzept von Zwinz sieht vor, dass die Kinder bereits ab dem Kleinkindalter viersprachig erzogen werden. So genannte Nativespeakers garantieren für authentischen Unterricht in Kleingruppen. Die Kinder wachsen quasi automatisch und spielerisch mit den Sprachen Französisch, Englisch, Italienisch und Deutsch auf.
Im Alter von 12 Jahren sind sie fähig, sich in diesen Sprachen problemlos zu unterhalten und schriftlich auszudrücken. Der Unterricht findet in Kleingruppen zu 12 Kindern statt. Kindgerechte Einrichtung sowie optimale Betreuung - wenn erwünscht bis 18 Uhr - fördert das individuelle Entwicklungstempo jedes Kindes. Trotzdem besteht das Ziel "leistungsbewusst und auf höchstem Niveau" zu erziehen.
Zeitmanagement für die optimale Lerneinteilung
Zwinz betont den Leitsatz zur Eigenständigkeit mit dem Hinweis auf das tägliche Lernpensum, das die Kinder zu bewältigen haben. "Wie sich das Kind die Aufgaben einteilt, ist seine Sache" allerdings besteht schon sehr früh die Notwendigkeit zum optimalen Zeitmanagement.
"Wir wollen keine dressierten Kinder" sondern "Kinder, die ihren Wert kennen und wissen, wie sie damit umgehen können" meint Maria Zwinz und erklärt, dass die jeweiligen Grenzen sehr wohl vorgegeben werden. Ihre Schule verfolge einen autoritativen Erziehungsstil, d.h. es wird angeleitet, aber nicht ständig kontrolliert, Entscheidungen werden erklärt und die Kinder werden dort - wo es Sinn macht - mit einbezogen, um die Verantwortungsfähigkeit zu stärken. Verantwortung besteht in erster Linie gegenüber sich selbst, der Familie, gegenüber den anderen und der Gemeinschaft.
Gelungene Leistungen werden gelobt und die individuellen Stärken der Kinder sollen einerseits durch die Lehrenden, andererseits durch die Eltern, unterstützt werden. Nur so können "individuelle Persönlichkeiten" herangebildet werden, die laut Zwinz "wesentlich für die gegenwärtige und zukünftige Arbeitswelt wären." Die Kinder lernen bei "ALL" sich mit geeigneten Mitteln durchzusetzen und dabei die Grenzen zu wahren. Akzeptanz und Toleranz sind gelebter Alltag, der auch in der Familie weitergeführt wird. "Wir fördern sowohl den IQ als auch die emotionale Intelligenz" betont Maria Zwinz die Aktualität ihrer Schule. "Unsere Kinder werden gefordert und gefördert - aber nicht überfordert." Die Schule erhält sich durch den monatlichen Beitrag der Eltern, der rund 370 Euro beträgt. Davon werden die Lehrenden bezahlt, der Sachaufwand für die Erhaltung der Schule bzw. die Verpflegung der Kinder.
Die Prüfungen müssen die SchülerInnen in anderen Schulen ablegen - laut Maria Zwinz bestehen allerdings keine großen Probleme damit. Im Gegenteil: Die SchülerInnen lernen, auch in einem anderen Umfeld ihren Wert und ihre Leistung zu bestätigen.
Verschiedene Kulturen und Sprachen kennen lernen
Durch die Viersprachigkeit des Unterrichts ergibt sich automatisch eine gewisse Horizonterweiterung für die Kinder - vervollständigt wird dies durch das Kennenlernen der verschiedenen Kulturen anhand von Projektunterricht in den vier Sprachen. Um dem Argument der "babylonischen Sprachverwirrung" zu begegnen, erklärt Maria Zwinz die Bedeutung der Bindung an die muttersprachigen Lehrenden und BetreuerInnen: "Die Kinder bauen damit einen persönlichen Bezug zur jeweiligen Sprache auf und nehmen diese auch leicht an."
Das Preis-Leistungsverhältnis scheint für "ALL" gerechtfertigt. Für die Zukunft wünscht sich Maria Zwinz, dass die Unternehmen das Potential ihrer Schule erkennen und dies durch Sponsoring sichtbar machen. "Schließlich werden unsere Kinder die Führungskräfte von morgen - zumindest bekommen sie bei uns die besten Voraussetzungen dazu mit" resümiert die Schuldirektorin und Mutter.
Weitere Informationen beim Schulverein - Josefstadt: Laudongasse 10/10, 1080 Wien Tel: 01/403 75 42 oder 0699/ 1 43 22 110