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Schule braucht Feedback, aber nicht bloß Sternchen

Von Jennifer Uzodike

Gastkommentare
Jennifer Uzodike ist Bundesschulsprecherin sowie BMHS-Landesschulsprecherin in Wien. Sie besucht die HLW 19.
© privat

Eine App ist sicher kein falscher Ansatz für Rückmeldungen ans Lehrpersonal, diese dürfen aber nicht einseitig sein.


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Mit der neuen App "Lernsieg" kann in Zukunft die Arbeit und Unterrichtsgestaltung der Lehrerinnen und Lehrer von der Schülerschaft bewertet werden. Außerdem können auch die Schulen an sich in den verschiedensten Bereichen bewertet werden. Sternchen als Hilfsmittel, wie man sie etwa von Uber für die Fahrer kennt, geben über die Qualität der Schule, der Lehrpersonen und deren Unterricht Auskunft.

Hierbei ist stark zu hinterfragen, inwiefern diese App vernünftig eingesetzt werden kann und wie sich dieses Bewertungssystem zukünftig auf den Unterricht auswirken wird. Ich bin der festen Überzeugung, dass Feedback sinnvoll ist und unser Bildungssystem auf jeden Fall Rückmeldungen auch seitens der Schülerschaft benötigt, dennoch geht es in meinen Augen bei dieser Debatte nicht darum, ob Lehrpersonen bewertet werden sollen oder nicht, sondern vielmehr darum, in welcher Form dies geschieht.

Die Bundesschülervertretung fordert seit Jahren, eine Möglichkeit zu schaffen, dass nicht nur Lehrpersonen die Leistungen der Schülerinnen und Schüler bewerten können, sondern auch umgekehrt. Dabei stand immer der Ruf nach einem 360-Grad-Feedback (also in alle Richtungen) im Raum, welches durch konstruktive und fundierte Rückmeldungen seitens der Schülerschaft zu einem qualitativ hochwertigen und vielfältigen Unterricht führen soll. Diese Form der Bewertung hat den Vorteil, dass beide Seiten einen Nutzen daraus ziehen können. Außerdem gibt dieses System den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, den Unterricht bis zu einem gewissen Grad mitzugestalten. Gerade dies fördert den Lernerfolg der Klassen und erleichtert im erweiterten Sinne auch den Lehrpersonen das Unterrichten.

Feedback kann auf verschiedenste Arten und auf den unterschiedlichsten Wegen erfolgen. Wichtig ist dabei jedoch, dass man immer weiß, in welchen Bereichen welcher Verbesserungsbedarf herrscht. Daher ist es nicht sinnvoll, bei einem 360-Grad-Feedback lediglich Noten oder Sternchen auf einer Skala 1 bis 5 zu vergeben. Vielmehr sollte in offenen Fragen erläutert werden, was im Unterricht schon gut läuft und in welchen Bereichen es noch Luft nach oben gibt. So kann auch die Lehrkraft für sich mitnehmen, inwiefern der eigene Unterricht angepasst werden sollte. Eine App ist hierbei sicher kein falscher Ansatz, denn in Zeiten der Digitalisierung sollte auch ein Feedback-System digital und anonym funktionieren können. Lehrkräfte und Schülerschaft müssen dabei aber einen gemeinsamen Weg suchen und einander in der Sache gegenseitig unterstützen.

Ich hätte mir gewünscht, dass wenigsten wir als Bundesschülervertretung seitens der Entwickler von "Lernsieg" in den Prozess miteingebunden worden wären. Denn die App ist in der am Freitag vorgestellten Form nicht zielführend für unser derzeitiges Bildungssystem. Es wäre möglich gewesen, das volle Potenzial dieser Applikation auszuschöpfen, wenn man eine schulpartnerschaftliche Zusammenarbeit angestrebt hätte.