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Schule in Deutschland -Eine Bestandsaufnahme

Von Frank Soltau

Politik

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Die Ergebnisse der PISA-Studie haben viele Menschen in Deutschland geschockt. Schulen in Deutschland sind lediglich Mittelmaß im internationalen Vergleich. Es krankt an fast allen Stellen im deutschen Bildungssystem.

An erster Stelle ist die überalterte Lehrerschaft mit einem Durchschnittsalter von circa 50 Jahren zu nennen. Diese Generation wird einen Wechsel in den Schulen nicht herbeiführen können. Vielmehr leidet sie unter dem Burn out-Syndrom.

Schuld hat aber auch die Politik, die diese Lehrer jahrelang schlecht geredet hat, was das Gegenteil einer geschickten Motivation seiner Angestellten darstellt. Die deutsche Politik hat die Schulen finanziell ausbluten lassen und nötige Neueinstellungen nicht vorgenommen. Dadurch hat sich die Lage an den Schulen verschärft und es kam zu der angesprochenen Überalterung der Lehrerschaft.

Kaum Praxis in Ausbildung

Die Lehrkräfte müssen sich vorwerfen lassen, dass sie zwar hochbezahlt sind, aber kaum über soziale Kompetenz verfügen oder kommunikative Fertigkeiten besitzen. Lehrer in Deutschland sind Einzelkämpfer. Allerdings werden sie auch zu Einzelkämpfern ausgebildet.

An den Universitäten kämpft sich jeder Lehramtsstudent mehr recht als schlecht durch sein Studium. Mit Schülern wird man im ganzen Studium ernsthaft nur zweimal vier Wochen in einem Schulpraktikum konfrontiert. Der Schwerpunkt der universitären Ausbildung soll bei einer Auseinandersetzung mit der Theorie liegen.

Erst im Referendariat, nach ungefähr fünf Jahren Ausbildung an der Universität, lernt man die wirklichen Schwierigkeiten des Lehrerberufes kennen. Viele Referendare erleiden dann oftmals einen "Kulturschock".

Die Hemmschwelle jetzt noch einen anderen Beruf auszuüben ist sehr hoch. Es gelangen so Menschen in diesen Beruf, die nicht wirklich glücklich sind mit dem was sie tun. Eine schlechte Voraussetzung um Bildung zu optimieren.

Mehrarbeit lohnt sich nicht

Ein weiterer Hemmschuh ist die Verbeamtung der Lehrer. Im Kollegium existiert der "real existierende" Sozialismus - alle verdienen mehr oder weniger das gleiche. Extra Arbeit wird nicht vergütet und findet nur auf der Basis von Idealismus statt.

Zu wenig, um Kreativität und Fantasie in den Schulen zu fördern. Lehrer müssen keine Beamte sein! Im Gegenteil, um die Qualität in den Schulen zu steigern muss das Beamtenprivileg abgeschafft werden.

Autonomie, mehr Geld . . .

Strukturelle Defizite gibt es auch im dreigliedrigen Schulsystem. Das Nebeneinander von Hauptschule, Realschule und Gymnasium und die damit einhergehende Selektion schadet mehr als das sie nützt. Dies gilt auch für die Selektion nach der vierten Klasse und die zu treffende Entscheidung in welche Schulform das Kind jetzt wechseln sollte.

Eine Ungerechtigkeit ist, dass die meisten Gelder in die Oberstufe der Gymnasien fließen. Diese Gelder kommen somit den Gewinnern der Bildungsauslese zugute. Gerechter wäre es, wenn mehr in die Grundschulen investiert würde, denn dann wären alle Kinder die Gewinner.

Die Schröder-Regierung hat die Förderung von Ganztagsschulen beschlossen, denn die gelten als geeignet um den Problemen entgegenzutreten. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch müssen auch hier noch mehr Gelder fließen.

Die Schulen müssen mehr Autonomie bekommen und im Gegenzug müssen sie sich von externen Fachleuten auf ihre Qualität untersuchen lassen.

. . . und Realitätsnähe nötig

Die Lehrerausbildung muss radikal reformiert werden. Am wichtigsten ist die Verzahnung von Theorie und Praxis. Von Anfang an sollten Lehramtsstudenten regelmäßig in die Schulen gehen müssen.

Die Einführung von Standards in der Ausbildung, eigentlich eine Selbstverständlichkeit, sollte schnellstmöglich umgesetzt werden. Deutschland muss jetzt dafür büßen, dass Bildungspolitik jahrzehntelang nicht stattgefunden hat.

Der Autor ist selbst Lehrer an einer Schule in Deutschland.