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Über ein "konstruktives Gespräch" im österreichischem "Kopftuchstreit", einen Vorschlag zur Vereinfachung der Lehrerverrechnung und andere schulrelevante Themen wie die Erhaltung von Kleinschulen informierte Bildungsministerin Elisabeth Gehrer am Montagabend. Der Anlass: Am 3. und 4. Juni soll in St. Johann im Pongau eine erste Zwischenbilanz über die Initiative "klasse:zukunft" vorgelegt und diskutiert werden.
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Die Neuerungen, die in St. Johann diskutiert werden sollen, werden keine Reform der Schulorganisation beinhalten, hielt Gehrer fest. "Wir müssen heraus aus der Verunsicherung der ständigen Organisationsdebatte", betonte die Bildungsministerin. Die PISA-Studie habe in Deutschland gezeigt, dass nicht ein bestimmtes Schulorganisationsmodell für bessere oder schlechtere Leistungen verantwortlich war.
Gehrer will Rahmenbedingungen schaffen, in denen Schulen eine "größtmögliche Autonomie" gewährt wird. Der Vorschlag von Alfred Gusenbauer, neue Bildungsregionen zu schaffen, wäre, so Gehrer, mit einem großen Aufwand verbunden. "Und wer weiß, ob das etwas bringt".
Änderungen in der Organisation kann sich die Ministerin aber sowohl bei den Dienstposten für Lehrer als auch in den unteren Ebenen der Schulverwaltung vorstellen.
Derzeit müssten die Länder die Dienstposten mit dem Finanzministerium einzeln abrechnen, was sehr schwierig sei und zu vielen Diskussionen führe. Gehrer will den Ländern aus dem Finanzausgleich eine gewisse Summe zur Eigenverwaltung übergeben, in der Höhe der Ausgaben des Vorjahres plus die Gehaltserhöhungen - wenn notwendig. Durch die sinkende Schülerzahl könnte es aber an einigen Schulen dazu kommen, dass keine Aufstockung der Geldmittel notwendig ist, ist man im Bildungsministerium überzeugt.
Den Vorschlag, der auch vom Wiener Stadtrat Sepp Rieder in einem Interview mit der "Wiener Zeitung" vorgebracht wurde, dass der Bund die Bezahlung aller Lehrer übernehmen sollte, lehnt Gehrer ab. "Woher soll der Bund wissen, welche Lehrer eine Schule in Pinkafeld braucht?"
In der Schulverwaltung möchte Gehrer die Ebene der Bezirksschulräte einsparen. Die Länder sollen "Schulmanager" (heute: Schulinspektoren) zur Verfügung gestellt bekommen, mit denen sie dann Kompetenzzentren einrichten. Diesen Vorschlag habe sie bereits vor Vertretern aus dem Bildungsbereich vorgebracht und es habe keine negativen Reaktionen gegeben, betonte die Ministerin.
Regeln nicht ohne Schüler
Im "Kopftuchstreit" habe es ein "konstruktives und partnerschaftliches" Gespräch zwischen ihr und dem Präsidenten der islamischen Glaubensgemeinschaft Anas Schakfeh gegeben. "Es ist in Österreich kein Thema, es war nie eines und es wird nie eines sein", stellte die Ministerin klar, da durch die Verfassung eindeutig Religionsfreiheit gewährleistet sei.
Dennoch kamen Gehrer und Schakfeh in dem Gespräch überein, dass "diese klare Rechtslage" durch eine "juristische Klarstellung" von Seiten des Ministeriums unterstrichen worden sei.
Was andere Kleidungsvorschriften an Schulen angeht, möchte Gehrer durchsetzen, dass jegliche Verhaltensvereinbarungen nur mit einer 2/3-Mehrheit von Schülern, Eltern und Lehrern beschlossen werden kann.
In St. Johann werden die 31 von der Zukunftskommission bereits vorgelegten Vorschläge zusammen mit den diversen Statements, die online auf http://www.klassezukunft.at und in Diskussionen in den Bundesländern abgegeben wurden, debattiert werden.
"Es wird ein Qualitätsmemorandum ausgearbeitet, dass die Basis für den Bildungsplan 2010 bilden wird", erläuterte die Ministerin. Einigen Vorschlägen, die von verschiedenen Seiten eingebracht wurden, wie etwa der notenlosen Schule, steht sie kritisch gegenüber. Auch das uneingeschränkte Aufsteigen mit Fünfern hält Gehrer nicht für sinnvoll.
Als Ergänzung zu den Bildungsstandards, mit denen das Wissen der Jugendlichen abgefragt werden soll, will Gehrer eine "Leistungsmappe" für Bestätigungen über Projektarbeiten, Tätigkeiten als Schul- oder Klassensprecher und andere soziale oder außercurriculare Aktivitäten von Schülern einführen.
Ein besonderes Anliegen ist Gehrer die Erhaltung von Kleinschulen. "Die Schule muss im Dorf bleiben", so die Ministerin. Derzeit evaluierten Experten, ob tatsächlich die - vom Rechnungshof geortete - Ineffizienz dieser Schulen gegeben sei. Durch die kleineren Klassen müsse man nämlich keinen gesonderten Förderunterricht anbieten, so Gehrer.