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Um mitzubekommen, welche Rolle China bereits in Afrika spielt, musste man in den vergangenen Jahren nicht viel mehr tun, als eine Baustelle zu besuchen. Egal, ob in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba die erste Stadtbahn des südlichen Afrikas gebaut wurde oder in Kenia ein neuer Autobahnring um das staugeplagte Nairobi gelegt wurde - überall waren chinesische Bauarbeiter und Ingenieure am Werk, die die prestigeträchtigen Großprojekte noch dazu in Rekordzeit fertigstellten.
Dass sie in Afrika gegenüber der Volksrepublik ins Hintertreffen geraten, haben mittlerweile auch die Europäer erkannt. Seit einiger Zeit verfolgen die EU-Länder daher einen neuen Ansatz in ihrer Afrika-Politik. Im Mittelpunkt steht dabei statt klassischer Entwicklungshilfe die Ankurbelung der lokalen Wirtschaft. So will die EU etwa bei der Suche nach Investoren helfen oder bestimmte Infrastrukturprojekte fördern.
Mit der neuen Strategie, die auch Thema beim am Mittwoch beginnenden EU-Afrika-Gipfel sein wird, wollen die EU-Länder gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Denn mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Afrika würden sich für europäische Konzerne nicht nur neue Absatzmärkte und Produktionsstätten erschließen. Die Europäer hoffen auch darauf, dass der Migrationsdruck deutlich nachlässt, wenn der Lebensstandard und die Einkommen in Afrika steigen.
Doch der primär wirtschaftliche Ansatz ist zu kurz gegriffen. Denn selbst wenn alles perfekt läuft, wird das Wirtschaftswachstum nicht mit dem erwarteten Bevölkerungsanstieg Schritt halten können. So geht die UNO davon aus, dass sich die Zahl der Menschen in Afrika bis 2050 auf 2,5 Milliarden verdoppeln wird. Und wenn es so weitergeht wie bisher, wird sich an diesem Trend auch langfristig nicht ändern. 2100 werden dann 4,5 Milliarden Menschen und damit
40 Prozent der Weltbevölkerung in Afrika leben.
Aus der afrikanischen Malaise wird man daher nur herauskommen, wenn man das Bevölkerungswachstum in den Griff bekommt. Am besten geht das, indem man Mädchen besser ausbildet, denn mit jedem zusätzlichen Schuljahr nimmt die Zahl der Kinder, die eine Frau bekommt, ab. Wenn die europäischen Regierungschefs ihre Amtskollegen aus Afrika treffen, sollten sie daher also nicht nur über die Chancen von Konzernen sprechen, sondern auch über die Chancen von Bildung.