Schichtbetrieb in Schulen könnte bis Ostern dauern. Unklarheiten erschweren Planung. Verärgerung gibt es über Testkits.
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Noch mehrere Wochen werden Österreichs Schüler im Heimunterricht bleiben müssen. Auch danach wird es noch längere Zeit dauern, bis die Normalität in den Schulalltag einkehrt. Nach den Semesterferien sollen die Schulen ab 8. Februar zwar wieder ihre Pforten öffnen, doch wird es vorerst nur einen Schichtbetrieb geben. Womöglich sogar bis Ostern.
"Langfristig kann ich gar nicht planen. Ich plane von einer Woche auf die andere", sagt Ursula Madl, Direktorin des Billrothgymnasiums in Döbling. Sie geht davon aus, dass ab dem 8. Februar der Schulbetrieb mit einem Reißverschlusssystem starten wird. Also eine Schülergruppe am Montag, Mittwoch und Freitag und die andere am Dienstag und Donnerstag im Präsenzunterricht ist.
FFP2-Maskenpflicht unklar
Fest steht das aber noch nicht. Wie der Schichtbetrieb nach den Semesterferien genau aussehen soll, wird laut Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) noch geklärt. Es ist nicht das einzige Fragezeichen, unter dem der kommende Schulbetrieb steht. Auch ist noch unklar, ob in Schulen eine FFP2-Maskenpflicht gelten wird.
Sollte eine solche Pflicht für Schüler kommen, müsse das gut vorbereitet werden, mahnt Madl. Ärmeren Familien mit mehreren Kindern werde es schwer fallen, regelmäßig Masken für die Kinder zu kaufen: "Die bekommt man ja nicht unter 3,60 Euro." An ihrer Schule gebe es nach langem Warten derzeit zwar einen Vorrat an FFP2-Masken. Dieser sei aber begrenzt und werde schnell aufgebraucht sein, falls sie Schülern massenweise Masken aushändigen müsse. "Das muss in der Logistik bedacht werden", sagt die Direktorin.
Bis Dienstag Lieferung der Testpakete
Dass es in der Logistik noch ordentlich Aufholbedarf gibt, zeigt sich bei den Schultestkits für Schüler und Lehrer. Diese sollten laut den Plänen von Bildungsminister Faßmann großflächig am Montag eingesetzt werden. Weil das Flugzeug mit den Testpaketen aus Asien Verspätung hatte, warteten Schulleiter am Sonntag stundenlang teils vergeblich auf die Lieferung oder sie erhielten nicht die volle Anzahl der bestellten Selbsttestkits. Im Bildungsministerium wurde zwar betont, dass die Verantwortlichen für die Entgegennahme der Testpakete in den Schulen über die Probleme informiert worden seien. Das geschah aber vielfach erst nach mehrstündigem Warten. "Das macht mich einfach nur wütend", wetterte eine Mittelschuldirektorin.
"Es gibt ein großes Maß an Empörung über die Testkits", sagt Madl. Noch am Freitagabend sei den Direktoren mitgeteilt worden, während welcher Zeitfenster die Testkits am Sonntag an den Schulen eintreffen werden. Am Sonntag habe sie aber viereinhalb Stunden umsonst auf die Lieferung gewartet, genauso wie 90 andere Kollegen in Wien.
Die Testkits seien einfach nicht gekommen: "Ich erwarte mir, dass zumindest eine E-Mail kommt, in der steht, dass es zu Verzögerungen kommt. Aber es gab keine Informationen. Das verstehe ich einfach nicht", beschwert sich Madl. Die Direktorin hatte bereits geplant, jene Schüler, die am Montag an ihrer Schule betreut wurden, mit den Kits zu testen. Bis Dienstag sollen nun die versprochenen Testkits tatsächlich ausgeliefert werden, wurde im Bildungsministerium versichert.
Auch wenn die Stimmung an ihrer Schule getrübt sei, funktioniere der Betrieb im zweiten Lockdown besser als im Frühling, sagt Madl. Das hänge damit zusammen, dass die Schüler deutlich besser mit den Online-Systemen umgehen könnten. Auch gelinge es gut, mit den Kindern in Kontakt zu bleiben. Wenngleich "es natürlich noch immer Kinder gibt, die schwer erreichbar sind", so die Direktorin: "Bei ihnen weiß man nicht genau, ob das nicht schon in Richtung einer juvenilen Depression geht."
Faßmann für Erleichterungen bei Matura
Weitere Unklarheiten schweben auch über der diesjährigen Matura. Faßmann hat für heuer bereits Erleichterungen vorgestellt. Sie sind teils mit jenen des Vorjahrs ident: Auch dieses Jahr ist die Präsentation der vorwissenschaftlichen Arbeit nur freiwillig, und erneut werden die Jahres- in die Maturanote einbezogen. Außerdem können die Themenbereiche bei der mündlichen Matura um maximal ein Drittel gekürzt werden. Der Antritt ist dieses Mal aber verpflichtend vorgesehen, nachdem er 2020 nur freiwillig gewesen war.
Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek, den Elternvertretern der mittleren und höheren Schulen und der Initiative "Fairtura" ist das zu wenig. Sie wollen etwa, dass die mündliche Matura auch in diesem Jahr freiwillig ist. Es wäre "fatal, alles irgendwie nachzulassen", sagt hingegen AHS-Direktoren-Sprecherin Isabella Zins. "Ich finde, zu einer Matura gehören auch mündliche Leistungen, und das ist zu schaffen."
Appell der SPÖ-Chefin
Weiterhin können Kinder bis 14 Jahren von ihren Eltern zur Betreuung in die Schule geschickt werden. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner plädierte am Montag wegen der neuen Virus-Mutation B.1.1.7., davon möglichst keinen Gebrauch zu machen. Die Experten würden derzeit auch in Österreich ganz klar sagen, dass noch die Daten und Fakten fehlen, um das Risiko für Schulkinder einzuschätzen.