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Ein richtiger Lockdown von zwei Wochen würde reichen, um die vierte Welle zu brechen.
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Wieder einmal ist der Lockdown völlig unausgewogen - sinnlos hart bei Dingen, die kaum zum Infektionsgeschehen beitragen und mehr Schaden als Nutzen bringen, und zu locker bei Dingen, die ganz massiv beitragen. Und es fehlen einige intelligente Maßnahmen, die mit geringen Kosten hohen Nutzen bringen. Dabei würde ein richtiger Lockdown von zwei Wochen reichen, um die vierte Welle zu brechen:
Sofort Homeoffice- und Homeschooling-Pflicht für alle. Es ist absurd, dass die Schulen unverändert Präsenzbetrieb haben, aber gleichzeitig dringend empfohlen wird, die Kinder nicht hinzuschicken - ohne Rechtsanspruch auf Betreuung daheim. Der erste Lockdown im März 2020 war nur effizient, weil auch die Schulen zu waren. Er wirkte binnen zehn Tagen vor allem dank Homeoffice für alle. Bei der aktuell sehr hohen Inzidenz der Schüler und den Problemen beim Testen und Isolieren werden die Schulen in den nächsten Tagen weiter massiv für Ansteckungen sorgen.
Sofort zwei Meter Abstand und FFP2-Maskenpflicht in Innenräumen - damit können auch im Handel Ansteckungen weitgehend verhindert werden, Weihnachtsgeschäft und Skisaison wären noch teilweise zu retten. Intelligente Vertreter der Wirtschaft wissen, dass zwei Wochen Einschnitte besser sind als langfristige Verluste. Die schon viel zu hohe Inzidenz wird weiter hinaufgehen, am Wochenende vor dem Lockdown entstanden viele neue Cluster, wo die Menschendichte bei Torschluss-Shopping und -Partys besonders hoch war. Die Spitäler werden in eine noch höhere Überlastung laufen, das bedeutet noch weitere tausend direkte und indirekte Tote und verlorene Lebensjahre durch die vorhersehbare und vermeidbare vierte Welle.
Die aggressive Polarisierung "Geimpfte vs. Ungeimpfte" richtet nur Schaden an. Es ist nicht eine Pandemie ausschließlich der Ungeimpften. Viele Geimpfte haben nur noch (sehr) wenig Schutz, wenn die zweite Impfung länger als vier beziehungsweise sechs Monate her ist. Und die (fahrlässigerweise noch im Sommer!) mit Johnson & Johnson Geimpften haben ohne Nachimpfung mit mRNA de facto kaum Schutz vor Ansteckung und Weiterverbreitung des Virus sowie schweren Verläufen. Schon seit Sommer war aus Israel bekannt, dass die gegen die ursprüngliche Variante entwickelte Impfung gegen die Delta-Variante sehr viel rascher wirkungslos wird als die neun beziehungsweise zwölf Monate, an denen Österreich absurderweise noch im Herbst festhielt. Statt alles nur auf den Erststich zu setzen und bei geringer Nachfrage Impfstraßen abzubauen, hätte es ab August eine Kampagne für die Booster-Impfung gebraucht.
PCR-Tests auch bei (zweifach) Geimpften ohne Booster - 2Gplus in einem zweiwöchigen Lockdown ist sinnvoll für die unvermeidliche Präsenzarbeit und in Zukunft auch die richtige Strategie bei Sport, Gastronomie, Kultur, etc.
Umgehend 15 Prozent Gehaltserhöhung für das medizinische Personals "an der Front" - das kostet wesentlich weniger als ein Lockdown und ist langfristig nicht nur zur Bekämpfung der Pandemie sinnvoll. Die Einmal-Prämie, noch dazu teils seit Monaten verzögert, ist beschämend gering.
Der vorliegende Gastkommentar ist die Zusammenfassung eines zweiseitigen persönlichen Briefes an den Bundeskanzler (Details: www.wpi.ac.at).
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