Die Bildungsreform hat auf den diesjährigen "Tag der offenen Schulen" wohl noch keine Auswirkung - im Hintergrund laufen aber bereits viele Veränderungen: Schulen suchen ihr Lehrpersonal und Beginnzeiten selbst aus.
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Wien. Welche Volksschule? Welches Gymnasium oder Mittelschule? Entscheidende Fragen, ist doch das eigene Kind dann jahrelang dort beschäftigt. Während Eltern am "Tag der offenen Schulen" versuchen, die beste für ihr Kind zu finden, zeigen sich die Schulen selbst von ihrer Schokoladenseite: Jugendliche im Anzug empfangen die Eltern, Mädchen stehen im Physiksaal und experimentieren oder Schülerinnen führen durch die Bibliothek. Der erste Eindruck ist entscheidend.
Heute, Mittwoch, findet zum neunten Mal der "Tag der Wiener Schulen" statt. Rund 700 Schulen geben Einblick in Klassenräume, Unterrichtspläne und Freizeitangebote. Volksschulen, Zentren für Inklusiv- und Sonderpädagogik, Neue Mittelschulen, Wiener Mittelschulen, Polytechnische Schulen, allgemeinbildende höhere Schulen, berufsbildende mittlere und höhere Schulen und Berufsschulen stehen offen.
Auf den ersten Blick scheint sich nicht viel verändert zu haben. Die eine Schule ist sehr veraltet, eine andere wiederum topmodern. Turnsäle lassen sich oft suchen und sind winzig klein. Daneben hat eine andere Schule unendlich viel Freifläche. Latein ab der dritten, Französisch ab der fünften Klasse und das Angebot der Wahlfächer sind auch längst keine große pädagogische Errungenschaft mehr. Die Auswahl des Schwerpunkts ist überschaubar.
In Zukunft soll dies jedoch anders werden. Den Schulen wurde mit der im Juni beschlossenen Bildungsreform mehr Selbständigkeit eingeräumt. Die großen Brocken des neuen Gesetzes sind die Schulautonomie, die Schulverwaltung und die Modellregion der "Gemeinsamen Schule".
Neue schulautonomeKonzepte und Angebote
Die Schulautonomie wird bereits konkret angewendet. Vieles, was bisher als Schulversuch beantragt werden musste, etwa der Ethikunterricht oder Unterrichtszeiten, kann nun von jeder Schule selbst bestimmt und durchgeführt werden. "Mit dem Gesetz wird man künftig kaum noch Schulversuche beantragen müssen", heißt es aus dem Büro von Stadtschulrat Heinrich Himmer zur "Wiener Zeitung". Wenn eine Schule statt um 8 Uhr erst um 8.15 Uhr beginnen will, kann sie das in Abstimmung mit Lehrern und Eltern einfach tun. Auch die Lehrer, Unterrichtsmethode und Schwerpunkte können selbst bestimmt werden.
Über die Ausführung der neben der Schulautonomie weiteren Eckpunkte - die Schulverwaltung und die Gemeinsame Schule - wird laut Stadtschulrat noch diskutiert werden. Die gesetzliche Grundlage sei jetzt einmal geschaffen worden.
Für Wiens Schulen heißt das, dass schon vieles möglich ist, die Umsetzung aber an vielen Standorten noch dauern wird. Neue pädagogische Konzepte, innovative Unterrichtsformen und die Suche nach den besten Lehrern findet nicht von heute auf morgen statt.
So bleiben zumindest noch für den heurigen Tag die alten Fragen: Neusprachlich oder mathematisch? Öffentlich oder Privat? Gymnasium oder Mittelschule?