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Schüler aus Hollabrunn "on air"

Von Barbara Ottawa

Politik

"Gymradio" auf 94.5 UKW - "Das erste freie multikulturelle Jugendradio in Mitteleuropa" verspricht das Plakat an der Eingangstür zum Radiosender im Gebäude des BG/BRG Holla- | brunn. Der tschechisch-deutsche Schwerpunkt, das breite Musikangebot von Klassik bis Metal und die anderen vielseitigen Beiträge - alle von Schülern gestaltet - halten, was das Plakat verspricht. Begonnen hat alles mit einer Idee eines Professors und der Zustimmung des Direktors des Gymnasiums.


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Im Zuge des Umbaus des Bundes- und Bundesrealgymnasiums Hollabrunn, der 1997 abgeschlossen wurde, erhielt die Schule nicht nur außen einen neuen Anstrich. Direktor Johannes Geyer veränderte auch im Lehrplan einiges.

Zu den Neuerungen zählen die Schaffung einer Europaklasse, wirtschaftliche Projekte in Zusammenarbeit mit der Hollabrunner Wirtschaft, verstärkter Unterricht im Bereich Intenettechnologien (IT) und der Rhetorikzweig. Dazu kam einem Professor, Gerhard Berthold, die Idee eines Schülerradios.

Zunächst wurde die unverbindliche Übung "Radiojournalismus" geschaffen. Der Umbau hatte die Einrichtung eines digitalen Radiostudios mit schallgedämpfter Kabine ermöglicht, womit die technischen Voraussetzungen vorhanden waren, um "on air" zu gehen.

Als nächstes wurden Kontakte zum Schülerradio von Ö1 auf MW 1476 geknüpft. Über drei Jahre lang stellten Schüler des BG/BRG Hollabrunn digital Beiträge zusammen, pressten sie auf CD und sendeten sie nach Wien. Etliche dieser Sendungen wurden ausgezeichnet. So etwa ein Interview mit Ex-Innenminister Karl Schlögl zur Krise im Kosovo im Juni 1999.

Aber das Gymnasium Hollabrunn wollte höher hinaus, und so erging ein Ansuchen an die zuständigen Behörden. Betrifft: "Lokalradio für die Gemeinde Hollabrunn". Die Zuweisung der Frequenz erfolgte, seit 14. Oktober 2000 sendet das freie Radio "Gymradio" auf UKW 94.5 im Raum Hollabrunn. "Die Reichweite beträgt rund 15 km", erklärt Direktor Geyer der "Wiener Zeitung".

Tschechisch lernen und am Sonntag Jazz hören

Das Programm ist vielseitig. Gesendet wird 24 Stunden täglich. Meist bis 23 Uhr moderierte Sendungen, "danach läuft der Computer", erläutert Jakob Winkler, Schüler der HTL in Hollabrunn und Moderator der Sendung "Klassik am Sonntag Nachmittag".

Mitwirkende am Schulradio kommen nämlich nicht nur aus dem BG/BRG Hollabrunn. Das Radio ist ein Gemeinschaftsprojekt diverser Ausbildungsstätten der Umgebung und einer Znaimer Schule.

Ein Mal pro Woche kommen Schüler aus der tschechischen Stadt und werden in den Radioworkshops mitgeschult. Weiters steht vier Mal in der Woche ein Tschechischkurs auf dem Programm des Radiosenders. "Sag's einfach Tschechisch" wird von vier muttersprachlichen Tschechinnen moderiert. Im Internet kann man die Lektionen dann nachlesen. Die Charts und ein paar andere Sendungen werden in Deutsch und Tschechisch moderiert. Ein anderer Sprachschwerpunkt auf Gymradio ist die Ausstrahlung der "BBC World News" in Englisch.

Die Sendereihe "Schulgeflüster" zeigt die Schule aus der Sicht der Lernenden und die Sendereihe "Into the Future" gibt Auskunft über alles, was mit Computer und IT zu tun hat. Ansonsten gibt es viel Musik, von Klassik über Chansons bis zu Metal und den aktuellen Hits. Das Sendeschema wird sich noch etwas ändern - es ist ebenfalls im Internet abzurufen - ein Fixpunkt wird jedoch die Jazzsendung am Sonntag Abend sein, die von Direktor Geyer persönlich moderiert wird. "Jazz ist seine Leidenschaft", sagt dazu seine Frau.

Bei der Programmgestaltung haben die jungen Moderatoren freie Hand. Sie müssen aber auch alles selber machen. "Auch die Kabel für das Studio haben wir selbst verlegt", berichtet Jakob. Die gelungene Internetseite des Gymradio ist ebenfalls von Schülern zusammengestellt. Neben dem Programm sind auch alle Moderatoren mit Kontaktmöglichkeiten aufgelistet. Bald soll sogar über eine Webcam ein live-Einblick in das Studio gewährt werden.

Kommt auch schon wieder das Aus für "Gymradio"?

"Allein die technische Ausrüstung für das Studio hat etwa eine Million Schilling gekostet", erzählt Direktor Geyer. Das meiste Geld hat die Schule selber aufgebracht. Ein freies Radio darf zwar keine Werbung senden, es darf sich aber Sponsoren suchen. Weiters bezog der Sender Geld aus dem Stadterneuerungsfond des Landes NÖ, und eine kleine Finanzspritze gewährte auch das EU-Förderprogramm "Interreg". "Dieses Programm stockt aber derzeit in ganz Österreich", so Geyer. Es werde versucht noch mehr EU-Förderungsmittel zu erhalten.

Ein Verein regelt die finanziellen Belange des Senders, der auch Mitglied im Verband der freien Radios ist und gute Kontakte zum freien Wiener Radio Orange hat. Die Privatrundfunkbehörde wurde inzwischen allerdings als verfassungswidrig aufgelöst, was dem Schülerradio zum Verhängnis werden könnte. "Wir haben die Lizenz nur auf ein Jahr erhalten", zeigt sich der Direktor besorgt. Derzeit laufen die Verhandlungen über eine Verlängerung.

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GymRadio.AT - zu hören täglich von 0 bis 24 Uhr auf der Frequenz UKW 94.5 im Raum Hollabrunn - ist zu erreichen unter Tel. 0 29 52/305 30 oder per E-Mail:

office@gymradio.at; Homepage: www.gymradio.at.

Das BG/BRG Hollabrunn stellt sich im Internet unter: www.bghollabrunn.ac.at/ vor.