Facebook-Gruppe hat bereits knapp 15.000 Unterstützer.
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Wien. 2015 soll die Zentralmatura mit von zentraler Stelle vorgebenen schriftlichen Aufgaben an den AHS und 2016 an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) eingeführt werden. Doch es regt sich Widerstand gegen die einheitliche Reifeprüfung: Die Facebook-Gruppe "Zentralmatura, nein danke" hat inzwischen knapp 15.000 Mitglieder (Stand 14.11.2013). Beisatz der Initiative: "Wir sind nicht nur gegen die Zentralmatura, sondern auch für die Reformation des gesamten Schulsystems".
25 Lehrer arbeiten an der Mathe-Matura
Alleine für den Bereich der Mathe-Matura an den BHS sind derzeit österreichweit rund 25 Lehrer und Mathematiker nebenberuflich mit der Erstellung der Beispiele beschäftigt. "Das Ganze ist ein Riesenaufwand", schilderte Bernd Thaller, wissenschaftlicher Berater in der Arbeitsgruppe des Bundesinstituts für Bildungsforschung (Bifie) und Mathematiker an der Uni Graz.
"Der Bereich der berufsbildenden höheren Schulen ist breit differenziert - von der Kindergartenpädagogik über Tourismusschulen, Handelsakademien bis zu Elektrotechnikschulen. Sie bilden im Bereich der Mathematik berufsgruppenspezifisch aus und können bei der Matura nicht gänzlich über einen Kamm geschert werden", schilderte Thaller.
Daher werden die österreichweit mehr als hundert verschiedenen Lehrpläne für Mathematik nicht in einem sogenannten Testheft mit sieben bis acht Aufgaben münden, sondern in zehn, die auf die speziellen berufsspezifischen Ausrichtungen Rücksicht nehmen: "HTL-Schüler werden z.B. im ersten Teil der schriftlichen Mathematikmatura die gleichen fünf Aufgaben wie Schüler einer Tourismusschule lösen, zusätzlich kommen aber für beide Gruppen noch zwei bis drei Aufgaben, die speziell auf ihren Schultyp abgestimmt sind, hinzu", so Thaller.
Basis der Prüfungsaufgaben ist der bereits ausgearbeitete Kompetenzkatalog. Rund 25 Lehrer aus den unterschiedlichen BHS-Sparten wurde auf diese Standards speziell geschult und erarbeiten nun die darauf abgestimmten Prüfungsaufgaben. Und das ist laut Thaller auch keine einfache Aufgabe: "Jede einzelne Frage soll mehrere Kompetenzbereiche einbeziehen, sorgfältig formuliert und weder zu einfach noch zu schwierig sein. Außerdem müssen sie anwendungsbezogen in einen sinnvollen Alltagskontext eingebettet sein", schildert der Experte.
Um das alles zu gewährleisten, wurde die Entwicklung der Fragen in ein breites Reviewsystem eingebettet: "Ein Riesenaufwand, der sich mit der Zeit aber sicherlich einpendeln wird, weil wir immer besser eingespielt werden. Thaller begutachtet - gemeinsam mit einem Fachkollegen aus Salzburg und einem weiteren der Technischen Uni (TU) Graz - die von den Lehrern erarbeiteten Aufgaben - bevor ein Bifie-Mitarbeiter die Letztbegutachtung vornimmt.
Zurzeit werde "mit Hochdruck" gearbeitet: Für den ersten Durchgang mit drei regulären Terminen (Haupt-, Herbst- und Frühlings- sowie drei Ersatzterminen) müssen die Fragen für immerhin 60 unterschiedliche Testhefte bereitgestellt werden, so Thaller. Das sei auch der Grund dafür, das die Zentralmatura an den BHS ein Jahr später als an den AHS eingeführt werde.