Zum Hauptinhalt springen

Schüler schenken Sorgenfreiheit

Von Petra Tempfer

Politik
Die Schachteln werden randvoll mit Essen, Hygieneartikeln, Kleidung und Spielzeug gefüllt. Paul Nähr (l.) leitet das Projekt, Konstantin Kormann (M.) und Leonard Zielinski koordinieren.

Die Klassen des Parhamer Gymnasiums sammeln für sozial bedürftige Familien.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Emsig stopft der Gymnasiast Leonard Zielinski Pullover, Jacken und Schals in einen Sack. Sein Klassenkamerad Konstantin Kormann hilft ihm dabei, während Paul Nähr einen roten Karton mit Spielzeug befüllt. Es ist früher Abend, die Schule ist längst aus - dennoch werden die drei Siebtklässler das Parhamer Gymnasium in Wien-Hernals noch lange nicht verlassen. In einer Klasse sortieren sie all jene Dinge, die sie für sozial bedürftige Familien gesammelt haben.

Die Drei sind damit aber nicht allein. Vielmehr steht die gesamte Schule hinter dem Projekt, das Nähr leitet und organisiert, während Kormann für den Internetauftritt und Zielinski für das Marketing verantwortlich ist. "Weihnachten teilen" heißt das Projekt, das vor mehreren Jahren aus der Idee eines Schülers entstand. Lange Zeit dümpelte es als Kuriosum dahin und blieb auf zwei bis drei Klassen beschränkt. Bis im Vorjahr Nähr die Projektleitung übernahm - und "Weihnachten teilen" im großen Stil bewarb.

Mittlerweile bilden rund 20 Schüler mit unterschiedlichen Aufgaben das Kernteam, das die Klassen beim Sammeln anleitet. Auch ein Spendenkonto für Projektausgaben wie etwa für Folder wurde eingerichtet und ein Werbespot gedreht, den das Team in Schulen zeigte. "Jede Klasse sammelt für eine Familie", erklärt Nähr, während er den Deckel des roten Kartons verschließt. Zudem hätten sich die Oberstufe des Marianums in Währing und zwei private Unterstützer an das Projekt angeschlossen, wodurch nun insgesamt 42 bedürftige Familien des Bezirks beschenkt würden.

Welche das sind, wird vom Jugendamt entschieden. Sowohl Alleinerzieher, als auch Familien mit Migrationshintergrund seien darunter. "Es soll mindestens ein Kind in der Familie sein", sagt Zielinski. Der 16-Jährige dreht sich zur Pinnwand der Klasse und löst mehrere Zettel davon ab: "Geschenkideen und Anregungen für ,Weihnachten teilen" steht darauf. An erster Stelle stehen Lebensmittel wie Nudeln und Reis. Am zweitwichtigsten brauchen die Familien Hygieneartikel, also Seifen oder Taschentücher, gefolgt von Kleidung, Spielzeug und Büchern. Dagegen, dass eine Familie mit kleinen Buben nicht rosa Kleidchen geschenkt bekommt, hat das Team auch vorgesorgt: Jede Klasse erhält eine Informationsbroschüre über die Familie (aus Datenschutzgründen nur mit Vornamen), die sie unterstützt.

Nahrungsmittel als Geschenk

"Die gesammelten Dinge werden in Schachteln wie dieser hier verpackt", erklärt Kormann und klopft auf ein überdimensional großes Paket. Pro Klasse und Familie werde eine Bananenschachtel mit Grundnahrungsmittel und für jede Person im Haushalt eine weitere mit den übrigen Utensilien gefüllt. "Jede Klasse wickelt ihre Schachteln noch in Geschenkpapier, bevor wir sie mit der Caritas den Familien bringen", sagt Kormann - und seine Augen leuchten. Denn der Moment, in dem die Familien die Pakete entgegennehmen, sei das schönste Weihnachtsgeschenk.

Allen Dreien ist es ein Bedürfnis, sich sozial zu engagieren - ihr Projekt soll Vorurteile abbauen. "Eine alleinerziehende Mutter etwa ist oft arbeitslos, weil sie nicht arbeiten kann - und nicht, weil sie nicht will", so Zielinski. Und dass sich die "heutige Jugend" nur um sich selbst kümmert, stimme auch nicht immer.

Freilich habe das Projekt den Schülern viel Stress beschert. Sie arbeiten bis zu fünf Stunden täglich daran, Nähr hat bereits im März mit der Planung begonnen. Das Gefühl, geholfen zu haben, wiege aber alles auf. "Damit die Familien zumindest während der Feiertage sorgenfrei sind."