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Bildungsministerin Elisabeth Gehrer stellte am Montag gemeinsam mit dem neuen FPÖ-Staatssekretär für Sport, Karl Schweitzer, ihre Schwerpunkte für die kommende Legislaturperiode vor. Ganz oben auf der Prioritätenliste rangiert eine Reduzierung der - im internationalen Vergleich im Spitzenfeld liegenden - Belastung der österreichischen Schüler durch Pflichtstunden. Überprüfen will Gehrer auch die Sinnhaftigkeit und Zweckmäßigkeit des derzeitigen Lehrstoffs.
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Mit einer jährlichen Unterrichtsbelastung von 1.148 Stunden liegen Österreichs Zwölf- bis 14-Jährige laut einer einschlägigen OECD-Statistik an der Spitze der Industriestaaten. In Finnland, das in der PISA-Studie den ersten Platz belegte, kommen die Schüler dagegen nur auf 808, in Schweden müssen die SchülerInnen gar nur 741 Stunden die Schulbank drücken. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 936 Stunden.
5-Tage-Woche für Schüler als Ziel
Dem will sich nun Gehrer langsam annähern. Durch Streichung von zwei Unterrichtsstunden pro Woche soll die jährliche Gesamtbelastung von 1.148 auf 1.081 verringert werden. Damit soll auch die generelle 5-Tage-Woche an den Schulen leichter möglich werden, so Gehrer.
Genau umgekehrt stellt sich die Belastung der Lehrer dar. Sie stehen in der Sekundarstufe I, das sind Hauptschulen und AHS-Unterstufe, nur 658 Stunden pro Jahr - und damit deutlich unter dem OECD-Schnitt von 720 Stunden - vor ihren Schülern. Doch anders als bei den Schülern will Gehrer hier von einer Annäherung auf den OECD-Durchschnitt nichts wissen. Sie vermutet "statistische Verzerrungen" als Ursache für die optische Schieflage und will zunächst die Vergleichbarkeit des Zahlenmaterials überprüfen.
"Entwicklungen hinterfragen" will Gehrer auch trotz des relativ guten Abschneidens Österreichs bei der internationalen PISA-Studie, in der das heimische Schulsystem Platz 10 belegte. Daher soll künftig das Wissen der österreichischen Schüler nicht nur international, sondern auch national verglichen werden. Zu diesem Zweck plant die Bildungsministerin den Aufbau von "PISA-National" an. In Zukunft sollen Schulen via Internet selbst die Kenntnisse ihrer Jugendlichen abfragen können. Voraussetzung dafür ist jedoch die Festsetzung einheitlicher Leistungsstandards.
Überprüfung der Lehrinhalte
Getreu nach dem Motto, wonach Jugendliche nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen sollten, will Gehrer auch in Hinkunft den bestehenden Lehrstoff auf seine Sinn- und Zweckmäßigkeit überprüfen. So sollen Lehrpläne entrümpelt und von unnötigem Ballast befreit werden. Zu diesem Zweck soll sich eine große Experten-Kommission Gedanken darüber machen, welches Wissen und welche Kenntnisse die Schule einem Jugendlichen mit auf den Weg geben muss.
Erreichen will Gehrer auch, dass im Rahmen des nächsten Finanzausgleichs 2005 den Ländern das Budget für die Gehälter der Pflichtschullehrer übertragen wird. Hinterfragt werden soll auch die Notwendigkeit der Bezirks- und Landesschulinspektoren. Bei den Bereichen Forschung und Technologie wird es zu keinen Kompetenzverschiebungen zwischen den Ressorts kommen, erklärte Gehrer.
Schweitzer: Sport als wichtigste Nebensache
Der neue Sport-Staatssekretär, der gelernte Turn- und Geographielehrer sowie ehemalige FP-Klubobmann Karl Schweitzer will vor allem Talente finden und fördern. Österreich sei eine Sportnation und der Sport stelle für den Tourismus und die Wirtschaft einen unglaublich wichtigen Faktor dar, sagte Schweitzer.