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Schulschluss: Nicht alle erfreut

Von Petra Tempfer

Politik

470.000 Schüler starten am Freitag in die Ferien. | "Nicht Genügend" im Zeugnis: Erholung dennoch wichtig. | Wien. Schluss mit früh aufstehen, Lernen und Prüfungsstress. Ab heute, Freitag, bleiben nach der Zeugnisvergabe die Schultore für die 470.000 Schüler in Wien, Niederösterreich und Burgenland neun Wochen lang geschlossen - die meisten Kinder werden erst am 1. September wieder ein Schulgebäude betreten. Der Start von den rund 1,2 Millionen Schülern in Österreich in die Ferien, die in den weiteren Bundesländern erst nächste Woche beginnen, ist nicht nur mit Ausgelassenheit, sondern etwa auch Alkoholexzessen oder Angst vor der bevorstehenden Wiederholungsprüfung verbunden.


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"Schulschluss bedeutet eine psychische Veränderung für die Kinder", meint Brigitta Srncik, Schulpsychologin des Wiener Stadtschulrates, dazu. Nur wirklich feste Persönlichkeiten könnten diesem standhalten - das Wegfallen des regelmäßigen Tagesablaufs sei für viele mit Problemen behaftet.

Je nach Persönlichkeit will sich der frisch in die Ferien entlassene Schüler laut Psychologin einen Freiraum schaffen, "in dem er sich für das Schuljahr belohnen und sich etwas gönnen möchte."

Häufig Geldgeschenke

Häufig beschenken sich die Kinder dabei selbst mit dem Besuch einer Schulschluss-Party. Dank der spendablen Verwandtschaft - Geldgeschenke fürs Zeugnis nehmen laut Srncik massiv zu - sind auch dem Kauf der nötigen Verpflegung keine Grenze gesetzt: Alkohol.

"Jugendliche haben zwar auch schon früher über den Durst getrunken", meint Srncik dazu, "aber das Koma-Trinken bei den unter 14-Jährigen hat zugenommen." Diese greifen vor allem zu Alkopops: Süße Getränke, die mit Spirituosen wie Wodka oder Whiskey vermischt sind.

Bei Maturanten erklärt Srncik das Trinken bis zur Bewusstlosigkeit mit der Unsicherheit und Angst vor dem neuen Lebensabschnitt nach der Schule. Hier sei die Aufklärungsarbeit der Eltern wichtig: Einerseits soll den Schülern Selbstsicherheit und andererseits der richtige Umgang mit Alkohol vermittelt werden.

Erholung ist laut Schulpsychologin nicht verboten, sondern erwünscht - auch bei jenen Kindern, denen im Herbst eine Wiederholungsprüfung bevorsteht. "Erst im August sollten sie zu lernen beginnen", meint Srncik. Betroffen sind vier Prozent der Schüler in Österreich, die nicht aufstiegsberechtigt sind. Ein Prozent, also etwa 12.500 Kinder, dürfen laut Statistik Austria trotz eines "Nicht Genügends" die nächsthöhere Klasse besuchen.

Die Grünen wollen das Sitzenbleiben überhaupt abschaffen. "Es ist pädagogisch sinnlos, demotivierend und teuer", sagte der grüne Bildungssprecher Harald Walser am Donnerstag bei einer Aktion zum Schulschluss, bei der er gemeinsam mit seinem Wiener Pendant Susanne Jerusalem vor dem Unterrichtsministerium einen Styropor-Fünfer zersägte: Ziffernnoten seien unzuverlässig und sollten daher durch alternative Beurteilungsformen ersetzt werden.

Problem Tauerntunnel

Autofahrer, die am Freitag Wien verlassen wollen, sind von Noten und Zeugnisvergabe zumindest peripher betroffen. "An sämtlichen Stadtausfahrten werden Staus erwartet", erklärt Romana Schuster vom ÖAMTC. Vor allem die Südosttangente sollte gemieden werden, außerdem wird vor allem die Baustelle auf der Westautobahn (A1) zwischen Auhof und Pressbaum für Autoschlangen sorgen. Auch auf der Südautobahn (A2) zwischen Wien und Baden werden Staus erwartet.

"Am Samstag ist die Tauernautobahn A10 zwischen Eben und dem Tauerntunnel das Problemkind Nummer eins", erklärt Schuster. Außerdem werden an den Grenzübergängen zwischen Österreich, Italien und Slowenien aufgrund des in Italien stattfindenden G8-Gipfels bis 15. Juli Kontrollen durchgeführt - die mit langem Warten etwa auf den heiß ersehnten Urlaub verbunden sind.