Die OMV und der Verbund sondieren gemeinsame Projekte für die Energiezukunft.
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Wien. Erst Ende Juli hat der heimische Stromriese Verbund eine Kooperation mit dem Stahltechnologiekonzern Voestalpine verkündet. Die Zusammenarbeit beinhaltet gemeinsame Forschungsaktivitäten beim Zukunftsthema Wasserstoff, die Errichtung einer Fotovoltaik-Anlage am Voest-Standort Leoben und einen sechs Jahre laufenden Stromliefervertrag für einzelne Voest-Produktionsstätten in Österreich. Mit der OMV will sich der Verbund nun einen weiteren Kooperationspartner angeln.
Wie beide Energiekonzerne am Mittwoch mitteilten, wird derzeit die Möglichkeit einer langfristigen Zusammenarbeit sondiert. Geprüft würden gemeinsame Projekte für die Energiezukunft.
Konkret geht es um Stromlieferungen für OMV-Standorte sowie um eine Kooperation bei Energiedienstleistungen (sofern sie etwa Flexibilisierungskonzepte für die Stromerzeugung und den Strombedarf betreffen), vor allem aber um die Produktion und Vermarktung von Wasserstoff. Die OMV betreibt bereits ein paar Wasserstofftankstellen - in Wien, Innsbruck und Linz. Weitere Stationen soll es künftig auch in Graz und Wiener Neudorf geben.
Anzengruber: "Die saubereEnergiezukunft wird gelingen"
Für die OMV und den Verbund ist Wasserstoff "die Technologie der Zukunft". Grüner Wasserstoff werde im Energie-, Industrie- und Verkehrsbereich künftig jedenfalls eine "wichtige Rolle spielen". Dieser "wird mittels Elektrolyse aus regenerativen Energiequellen wie Wasserkraft, Wind- und Sonnenenergie erzeugt". Wie es in einer gemeinsamen Aussendung weiter heißt, biete grüner Wasserstoff beiden Unternehmen "vielfältige Einsatzmöglichkeiten: als Industrierohstoff, als Treibstoff der Zukunft für eine nachhaltige Mobilität sowie für die Energiespeicherung, um die volatile Stromerzeugung aus den neuen erneuerbaren Energien auszugleichen".
Die OMV selbst forscht zurzeit zusammen mit Partnern in Auersthal an der Erzeugung von Wasserstoff aus Windkraft und an der Universität Cambridge an neuen Wegen zur Produktion von Wasserstoff mittels Sonnenlicht.
"Die saubere Energiezukunft wird gelingen, wenn wir alle - vom Energieerzeuger, Versorger bis hin zum industriellen Großverbraucher und natürlich auch Haushaltskunden - zusammenarbeiten, mit dem gemeinsamen Ziel der Reduktion der CO2-Emissionen", ist Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber überzeugt.
Für OMV-Boss Rainer Seele hat die mögliche Zusammenarbeit mit dem Verbund offensichtlich einigen Charme. "Gemeinsam können wir zuverlässige Energieressourcen sichern und Österreich in Zukunft mit Energie versorgen", betont der Manager.
Erinnerungen an Fusionspläne2006 werden wieder wach
Das jetzige Zusammenrücken von OMV und Verbund zwecks Kooperation erinnert ein wenig an die vor mehr als zehn Jahren gewälzten, letztlich aber rasch wieder abgeblasenen Pläne für eine Fusion der beiden teilstaatlichen Konzerne zu einem Energieriesen europäischen Formats. Damals - im Mai 2006 - hatten OMV und Verbund heftig miteinander geflirtet. Zu einer Ehe kam es jedoch nicht. Sie scheiterte am Widerstand der Bundesländer, die auf einer Mehrheit der öffentlichen Hand auch am fusionierten Konzern gepocht hatten.
Geplant war nämlich, dass die OMV die Verbundgesellschaft im Rahmen der Fusion übernimmt. Damit aber wäre die über das zweite Verstaatlichungsgesetz im Verfassungsrang festgeschriebene 51-Prozent-Mehrheit der Republik am Verbund gefallen (im Übrigen hätte es dafür einer Zwei-Drittel-Mehrheit im Parlament bedurft). Am fusionierten Konzern hätte der Staat dann voraussichtlich "nur" noch eine Sperrminorität von 25 Prozent und einer Aktie gehabt. Den Chefs der Bundesländer war das allerdings zu wenig.
Aber auch bei den Investoren und den Analysten kam der Plan eines Zusammengehens, den der damalige OMV-General Wolfgang Ruttenstorfer und Verbund-Chef Hans Haider ins Leben gerufen hatten, nicht gerade gut an (was mehrere Wochen negativ auf den Börsenkursen von OMV und Verbund lastete). Vermisst wurden vor allem betriebswirtschaftliche Synergien.
Verbund erhöht dieGewinnprognose für 2016
Was am Mittwoch neben der geplanten Kooperation ebenfalls bekannt wurde: Der Verbund und die OMV-Tochter Econgas haben einen Streit über Gaslieferungen für das steirische Kraftwerk Mellach beigelegt. Dem Verbund fettet dies dank der Auflösung von Rücklagen das Ergebnis kräftig auf. Statt wie bisher erwartet bei 270 Millionen Euro soll der Konzerngewinn im Gesamtjahr 2016 nun bei 370 Millionen Euro zu liegen kommen, wie das Unternehmen ankündigte. Bereinigt werde das Konzernergebnis heuer aber unverändert rund 290 Millionen Euro ausmachen.
Über die Details der Streitbeilegung haben Verbund und OMV Stillschweigen vereinbart. Wegen der Einigung kann auch die OMV einen substanziellen Ergebnisbeitrag verbuchen.