Zum Auftakt des "Tourismusforum 2000" der Wirtschaftskammer (WKÖ) in St. Johann im Pongau stellten sich Staatssekretärin Mares Rossmann und der Generaldirektor der Österreich Werbung (ÖW), Michael | Höferer, am Montagabend der Diskussion. Hauptanliegen der Touristiker waren die Getränkesteuer und die Saisonnierbestimmungen.
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Einigkeit herrschte bezüglich der Aufwertung der Tourismuspolitik durch eine eigene Staatssekretärin. Im Gegensatz zu den bisherigen Vorschlägen Rossmanns sollen nun jedoch Saisonniers
österreichischen Arbeitnehmern gleichgestellt werden. Die Zahl der Saisonniers soll von derzeit 5.000 auf 8.000 aufgestockt werden.
Eine hitzige Debatte entspann sich um die Getränkesteuer. Rossmann sieht hier ein Versäumnis bei den EU-Beitrittsverhandlungen, wo dieses Thema ihrer Meinung nach behandelt hätte werden müssen. Sie
kritisierte die Diskussion um einen Ersatz für die Steuer und sprach sich dafür aus, alkoholfreie Getränke von der Getränkesteuer auszunehmen. Rossmann übte aber auch heftige Kritik an den Gemeinden,
die jahrelang eine "Vogelstraußpolitik" betrieben hätten.
Ein weiteres Thema war die geplante Verdoppelung des Preises für die Autobahnvignette. Rossmann versicherte, es werde Ausnahmeregelungen für die zeitlich befristeten Vignetten und für Autobusse
geben.
ÖW-Chef Höferer wies die Kritik an der Neubesetzung einiger ÖW-Außenstellen mit dem Hinweis auf das in der Wirtschaft durchaus übliche Rotationssystem zurück. Er trat für eine modern und transparent
gestaltete ÖW ein, die sich in Zukunft als Dienstleistungsunternehmen mit der Kernaufgabe, die "Marke Österreich" zu verkaufen, präsentieren sollte. Im Zusammenhang mit der Millionenklage des
kurzzeitigen zweiten Geschäftsführers Erich Macho meinte er, die Eigentümer der ÖW müssten sich überlegen, ob man eine Politisierung der ÖW oder ein modernes Dienstleistungsunternehmen wolle. Der
Spagat zwischen beiden Varianten sei nicht möglich. Er selbst sprach sich gegen "Parteipolitik" in der ÖW aus.
Anlässlich einer Pressekonferenz zur Eröffnung des Tourismusforums gab Bundessektionsobmann Hansjörg Kröll die Nächtigungszahlen für Februar bekannt. Laut vorläufigen Ergebnissen ist die Gesamtzahl
der Nächtigungen für diesen Zeitraum mit 13,5 Mill. Nächtigungen im Vergleich zum Februar 1999 unverändert geblieben. Nach in- und ausländischen Nächtigungen gegliedert, sind die Inländernächtigungen
jedoch um 5,5% zurückgegangen. Der Rückgang bei den Ausländernächtigungen wurde primär durch Gäste aus Deutschland mit ·1,9% sowie aus den Niederlanden mit ·17,1% verursacht. Die höchsten Rückgänge
waren bei Gästen aus Belgien mit ·61,3% zu verzeichnen.
Für die bevorstehende Sommersaison zeigte sich Kröll zwar optimistisch, seriöse Prognosen seien aber nicht möglich. Mit Sorge betrachte die WKÖ die geplante Gleichstellung von Arbeitern und
Angestellten. Die Angleichung von Entgeltfortzahlungen etwa würde die Tourismusbranche bei einem Anteil von fast 87% Arbeitern überproportional belasten.
In ihrer Eigenschaft als WKÖ-Vizepräsidentin meinte Elisabeth Gürtler, dass sich die Stornowelle, von der v.a. Hotels der 4- und 5-Sterne-Kategorie betroffen waren, beruhigt hätte. In der jetzigen
Situation sei es ein großes Glück, dass Österreich zu 80% von Individualgästen bereist würde, deren Urlaubsentscheidung nicht politisch motiviert sei. Gebe es mehr Massentourismus in Österreich, wäre
die Situation prekärer.