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Schüssel präsentiert Bush neue Idee internationaler Netzwerke

Von Georg Friesenbichler, Washington

Politik

Der erste bilaterale Besuch in den USA seit sieben Jahren - auch wenn bereits für den September geplant und aus bekannten Gründen verschoben - ist für Bundeskanzler Wolfgang Schüssel ein Grund zur Freude. Denn gerade solche Zeiten bieten auch Gelegenheit für diplomatische Vorstöße: Mit US-Präsident George W. Bush wollte Schüssel Donnerstag über den Aufbau internationaler Netzwerke reden, die den Terror-Netzen quasi die menschlichen Fische wegfangen sollen.


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Die bilateralen Beziehungen seien "hervorragend", verkündete der Kanzler in einem Raum des präsidentialen Gästehauses, in dem der Marschall-Plan ausgetüftelt wurde. Weil es aber immer etwas zu verbessern gibt, wollte Schüssel den US-Präsidenten auf die "Gateway"-Funktion Österreichs für Mittel- und Osteuropa aufmerksam machen. Er verweist auf die Ausbildung für Manager aus diesem Raum, ebenso wie auf österreichisch-amerikanische Austauschprogramme und meint, diese könnte Vorbildwirkung haben für die Mittelmeerländer und die Arabische Welt. Auch hier solle man solche "Netzwerke" aufbauen, statt in Entwicklungsprogramme Gelder zu stecken, die letztendlich "irgendwo versickern". Derartige Projekte in beruflicher Schulung sowie bei Bildung- und Weiterbildung könnten allerdings weder die EU noch USA allein durchführen, eine große gemeinsame Anstrengung sei notwendig. - "Wer handelt, schießt nicht", so das Motto des Kanzlers.

Gemeinsame Verantwortung sei auch im Nahen Osten gefragt. Er ist der "Bitte und dem Auftrag" des EU-Ratspräsidenten nachgekommen, gegenüber Bush die "ernste Sorge" der Europäer über die dortige Situation auszudrücken. - Wenn nicht Bewegung in den Friedensprozess komme, drohe die öffentliche Meinung in den islamischen Ländern in den Extremismus zu kippen.

Auch über die derzeitige Stimmung dort konnte Schüssel dem US-Präsidenten berichten; schließlich habe er kürzlich Ägypten und den Iran besucht, mit dem Österreich immer schon gute Beziehungen unterhalten habe. Im übrigen bekräftigte der Bundeskanzler neuerlich seine Unterstützung für das militärische Vorgehen in Afghanistan.

Vor dem Gespräch mit Bush, das bei Drucklegung dieser Ausgabe noch im Gange war, traf Schüssel auch mit dem Vorsitzenden des außenpolitischen Ausschusses des Repräsentantenhauses, Henry Hyde, und Vertretern von US-Think Tanks - unter ihnen Ex-Sicherheitsberater Zbigniew Brezinski und Ex-Verteidigungsminister Casper Weinberger - zusammen. Am heutigen Freitag ist Schüssel in New York. wo er die Trümmer des World-Trade-Center besucht und voraussichtlich Bürgermeister Rudolph Guiliani treffen wird.