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Schüssel: "Wir wollen zeigen, wie ernst wir den Tourismus nehmen"

Von Erika Bettstein, Obertauern

Wirtschaft

Mit der ersten heimischen Tourismuskonferenz der Bundesregierung solle dokumentiert werden, "wie ernst wir den Tourismus nehmen", betonte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am Donnerstagvormittag in seiner Eröffnungsrede in Obertauern. Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer stellt die Tourismuskonferenz in die Reihe der "Reformdialoge für Österreich". "Jeder ist ein Tourismusminister", erklärte Schüssel die Präsenz der Bundesminister Martin Bartenstein, Benita Ferrero-Waldner, Wilhelm Molterer sowie der Staatssekretäre Franz Morak, Mares Rossmann und Reinhart Waneck und sprach von einem "ressortübergreifenden Projekt" für Österreich.


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Mit 150 Tourismusexperten soll über künftige Maßnahmen zugunsten des Wirtschaftszweiges diskutiert werden, denn, so Schüssel: "Wir dürfen uns auf den Erfolgen der vergangenen Saison nicht ausruhen, sondern müssen an die Zukunft denken".

Über die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus herrscht Einigkeit: Seit dem Zweiten Weltkrieg habe sich die österreichische Tourismus- und Freizeitwirtschaft einen bedeutenden Stellenwert im globalen Wettbewerb erobert, Österreich zähle zu den tourismusintensivsten Ländern der Welt. Damit verbunden sei nicht nur die zentrale Bedeutung des Tourismus für die Volkswirtschaft, sondern auch für die Beschäftigungssicherung. Seit 1986 sei die Zahl der im Tourismus ganzjährig Vollzeit Beschäftigten von 115.000 auf 150.000 angestiegen, der Tourismus sei "das Rückgrat" und "die Jobmaschine" für den ländlichen Raum, so Schüssel. Die Wintersaison 2001/02 sei mit einem 7%igen Umsatzzuwachs auf 6 Mrd. Euro äußerst erfolgreich verlaufen, mit prognostizierten Pro-Kopf-Einnahmen von 1.650 Euro sei Österreich "Weltmeister". Die direkte Wertschöpfung aus Tourismus und Freizeitwirtschaft habe im vergangenen Jahr 16,2% des BIP erreicht, ergänzte Riess-Passer. Doch es geht um mehr, sagte Schüssel: "Faszinierend und schwierig" sei, dass es um die "teuersten Güter" gehe - um Gesundheit, Freiheit, Freizeit, Erholung, Schönheit von Landschaften wie auch um Kultur und Erleben von Gemeinschaft. Denn "alle diese Sehnsüchte sind in den Tourismus gepackt".

Als seinen "Traum" bezeichnet der Bundeskanzler, Kultur oder Gesundheit als durchgängige Prinzipien in das Angebot Österreichs einzubinden: "Österreich soll die Gesundheitsdestination Europas werden." Viele Möglichkeiten, die Österreich anbiete, seien noch nicht ausgeschöpft. Als Beispiel nannte er das Projekt "Hüttensanierung", das er in seiner Amtszeit als Wirtschaftsminister gestartet hätte und das unter der Ressortverantwortlichkeit von Bartenstein mit 9 Mill. Euro Förderung für die nächsten 5 Jahr fortgeführt werde.

Bei allen Erfolgen seien aber die Probleme nicht zu verschweigen, betont Schüssel. So sei der Bundesregierung bewusst, dass die schlechte Eigenkapitalsituation der österreichischen Tourismusbetriebe zu verbessern sei, dass es steuerliche Erleichterungen hinsichtlich nicht entnommener Gewinne geben müsse oder eine Lohnnebenkostensenkung kommen werde. Mit der "Abfertigung neu" als "modernes, faires, gerechtes System" seien bereits auch für die Tourismuswirtschaft positive Akzente gesetzt.

Riess-Passer verwies auf die hervorragenden Leistungen der Branche, die auch auf moderne Trends wie Wellness oder "junge" Sportangebote reagiere. Weltberühmt sei auch die Qualität der Ausbildung in den Tourismusberufen, die Österreich eine weltweit anerkannte Kompetenz verleihe. Und sie nannte einen weiteren volkswirtschaftlichen Aspekt: Von den rund 7,3 Millionen Krankenständen in Österreich entfallen 6 Millionen auf Probleme mit dem Kreislauf und den Bewegungsapparat. Sport als Präventivmaßnahme sei nicht genug hoch zu schätzen, den Kosten von etwa 300 Mill. Euro pro Jahr, die die Sportunfälle verursachen, stünden nach einer neuen Erhebung ein Präventivnutzen von 567 Mill. Euro gegenüber.

Auch die Vizekanzlerin zeigte den Zukunftsweg der notwendigen Steuer- und Abgabenerleichterungen für die vorrangig kleinen und mittelständischen Betriebe auf: Mit Basel II würde eine enorme Belastung gerade auf diese Betriebe zukommen, hier werde sich die Bundesregierung auf EU-Ebene "um Korrektur" bemühen.

Der Donnerstagnachmittag war sechs Arbeitskreisen gewidmet, in denen es unter Leitung der Ressortminister, zu denen auch Infrastrukturminister Matthias Reichhold kam, und der Staatssekretäre um tourismusrelevante Themen wie Verkehr, Ländlicher Raum, Kultur, Gesundheit ging.