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Schusswechsel in Kabul

Von WZ Online

Politik

Kabul. Nach dem Zusammenstoß von US-Militärkonvois mit Zivilfahrzeugen in Kabul ist es am Montag in der afghanischen Hauptstadt zu schweren Ausschreitungen gekommen. Mindestens 20 Menschen seien bei den Unruhen ums Leben gekommen, meldete die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok. Ein dpa-Reporter vor Ort gab durch, dass möglicherweise Dutzende Menschen getötet oder verletzt worden seien. Über der Stadt stiegen Rauchwolken auf, Randalierer warfen Steine, Läden wurden geschlossen, Menschen flohen von den Straßen.


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UNO-Sprecher Adrian Edwards sagte: "Es ist klar, dass eine Tragödie passiert ist." Er rief zur Ruhe auf. Der US-Stützpunkt in der Region wurde nach Angaben des Nachrichtensenders CNN in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt.

Pajhwok berichtete, der US-Konvoi mit rund 30 Fahrzeugen sei am Montagmorgen mit mehreren Zivilfahrzeugen zusammengeprallt. Nach offiziellen Angaben wurden dabei ein Afghane getötet und 17 weitere verletzt. Ein Augenzeuge sagte dagegen, sieben Menschen seien bei dem Unfall getötet und neun verletzt worden.

Nach dem Unfall habe eine aufgebrachte Menge den Konvoi mit Steinen beworfen und "Tod für Amerika" skandiert. Die Soldaten hätten in die Luft geschossen. Nach anderen Meldungen wurden aber durch gezielte Schüsse mindestens vier Menschen getötet. Die aufgebrachte Menge habe versucht, den Wagen eines dpa-Reporters anzugreifen, der sich auf dem Weg zum Unfallort befand.

Im Botschaftsviertel Wasir Akbar Khan in der Innenstadt waren Schüsse aus Maschinengewehren zu hören, als etwa hundert Einwohner gegen das Vorgehen der US-Armee demonstrierten, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete. "Tod Amerika, Tod Karsai und Tod der Polizei", riefen die Demonstranten demnach. Polizei und Armee riegelten das Viertel ab.

Im Stadtviertel Shar-i-Nau gingen rund tausend Menschen auf die Straße. Sie setzten eine Polizeiwache in Brand und zündeten ein Bild von Präsident Hamid Karzai an, wie ein AFP-Fotograf berichtete. Den Angaben zufolge waren auch im Süden der Stadt Schüsse zu hören; dort befinden sich unter anderem das afghanische Bildungsministerium und ein Luxushotel.

US-Luftangriff auf Moschee

Bei einem US-geführten Luftangriff auf eine Moschee in Afghanistan sind offiziellen Angaben zufolge am Montag mehr als 50 Taliban-Kämpfer getötet worden. Unter den Toten seien mehrere Anführer der Gruppe, sagte der stellvertretende Gouverneur der südafghanischen Provinz Helmand: "Die Taliban trafen sich in einer Moschee, als es zu dem Bombardement kam", sagte Amit Mohammed Ahundsada.