Billig-Käfigeier aus dem Ausland setzen die heimischen Bauern unter Druck.
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Wien. Die heimischen Eiererzeuger fordern einen Schutz vor "illegalen" Käfigeiern und orten Wettbewerbsverzerrung. Ab Jänner 2012 dürfen in der EU keine Eier aus Käfighaltung mehr produziert werden. Zwölf Jahre hatten die 27 Mitgliedsstaaten Zeit, um auf andere Haltungsformen umzustellen - doch einige große Erzeugerländer wie Spanien oder Polen werden die Frist nicht einhalten können, wird befürchtet.
"Bis zu 130 Millionen Legehennen - das entspricht einem Drittel der Hennen in der EU - werden Anfang 2012 nach wie vor im Käfig sitzen", sagt Benjamin Guggenberger, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Frischei. Einige Staaten haben das Verbot aufgrund der Mehrkosten für die Umstellung bewusst ignoriert, wird in der Branche vermutet.
Österreich hat die Käfighaltung bereits 2009 verboten, Deutschland folgte ein Jahr später. Die Bauern, die umgestellt haben, sehen nun einen Wettbewerbsnachteil und stehen angesichts der billig produzierten Käfigeier aus dem Ausland unter Druck. "Die Situation bei den Eierbauern ist extrem angespannt", sagt Guggenberger.
Halten sich die Staaten nicht an das EU-Käfighaltungsverbot, kann die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen ein Land einleiten, heißt es von der Vertretung der Europäischen Kommission in Wien. In einem Gerichtsurteil können den Staaten (Geld-)Strafen auferlegt werden. Sanktionen für Betriebe, die sich nicht an das Verbot halten, müssen allerdings die Staaten selbst setzen. In der Branche ist von einigen hundert Euro Strafe die Rede - zu wenig, um Bauern abzuschrecken.
Verbringungsverbot gefordert
Die Produzenten fordern gemeinsam mit der AMA ein Verbringungsverbot von nicht EU-konformen Eiern ab 2012. Zwar werden in heimischen Supermärkten, wo 34 Prozent des Eierverbrauchs von 233 Eiern pro Kopf und Jahr abgesetzt werden, keine Käfigeier verkauft. Auf Wochenmärkten, im Großhandel und in türkischen und Asia-Läden werden aber Käfigeier angeboten, sagt Jürgen Faulmann von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Die verbotenen Käfigeier werden aber ebenso wie Eier aus ausgestalteten Käfigen, die den Hennen mehr Platz bieten und in Österreich bis 2019 erlaubt sind, mit der Haltungsform-Kennziffer "3" abgestempelt. Die Produzenten fordern daher eine Kennzeichnung zur Unterscheidung von erlaubten und "illegalen" Eiern. Schwieriger ist es aber, als Konsument die Haltungsform in der Gastronomie und Hotellerie nachzuprüfen, wo 40 Prozent der Eier verbraucht werden, sowie bei verarbeiteten Produkten, wo 22 Prozent der Eierproduktion (meist als Flüssigei) verwendet werden. "Wie soll der Konsument erkennen, ob in einer Nudel aus Italien ein verbotenes Käfigei drinnen steckt?", so Guggenberger, der eine Kennzeichnungspflicht der Haltungsform in verarbeitenden Produkten fordert. Die österreichische Lebensmittelindustrie kann sich so eine Pflicht aber nur europaweit vorstellen.
Doch nicht nur die ausländische Billig-Konkurrenz, auch die steigenden Preise für Futtermittel wie Soja und Mais machen den Produzenten zu schaffen. Die Erzeuger fordern eine Preiserhöhung von zwei Cent pro Ei - "das ist aber gegenüber dem Handel derzeit nicht durchzusetzen", sagt der oberösterreichische Legehennenhalter Franz Karlhuber.
Datenbank startet schleppend
Schleppend voran geht der Start der Eierdatenbank für Händler und Packstationen, die Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich nach einem im Juli 2010 aufgeflogenen Etikettenschwindel "so schnell wie möglich" einführen wollte. Ein Lieferant hatte ungarische als steirische Eier ausgegeben. Die Datenbank soll Warenstromanalysen transparent machen. "Der Vollbetrieb wird in den nächsten Wochen starten", so AMA-Marketing-Chef Stephan Mikinovic. Er hofft auf Druck der Einzelhändler: Fordern diese die Meldung in die Datenbank, würden die Betriebe mitmachen.